Ein weiteres Mal haben wir weiten Weg in die City West auf uns
genommen. Und der Weg war nicht zu weit. Er führte uns in „Das Restaurant“
(nicht zu verwechseln mit „Das Lokal“ in Mitte). So ganz klar ist das mit dem
Namen nicht. Es taucht dazu auch der Name des Inhabers und der Name seines
Caterings auf (Markus Semmler – „Kochkunst & Ereignisse“). Semmler ist kein
Unbekannter in der Berliner Gastroszene. Er hat schon im Schlosshotel im
Grunewald und im Cecilienhof in Potsdam gekocht – und versteht sein Handwerk.
Wenn man das Restaurant betritt, ist man erst einmal von der
Größe des Gastraums beeindruckt. Zweifel kommen auf, ob man für so viele Tische
einen vernünftigen Service und gutes Essen zustande bringen kann – die Antwort
ist: man kann. Und wenn man erst einmal Platz genommen hat im schicken, aber
gemütlichen Ambiente, kommt es vor, als ob alles viel kleiner und
übersichtlicher ist. Das hängt auch mit dem etwas gesetzteren Westberliner Publikum
zusammen, das nicht rumkrakelt, sondern sich ruhig den kulinarischen Genüssen
hingibt.
Und wie sahen diese aus? Es ging los mit Gänseleberpastete
auf Baumkuchen mit gesalzenem Apfel; es folgte ein Linseneintopf mit
Linsenmousse-Einlage, ein Stück Zander auf einem Wirsingblatt mit Flusskrebsen und
ein Stück vom Fläminger Rehrücken mit Kirschen. Das schmeckte alles fantastisch
gut - und der Nachtisch spielt in derselben Liga, Himbeercreme kombiniert mit
Schokolade und kleine Bonbons mit Berliner Weiße Geschmack. Dazu wurden
wunderbar passende Weine gereicht von deutschen Weingütern, deren Namen man
schon mal gehört hat wie Dr. Loosen oder Wegeler. Ganz großes Kino war das. Im
Rahmen des Morgenpostmenüs kam das alles für 60 Euro auf den Tisch und ins
Glas. Das ist unschlagbar günstig. Normalerweise schlagen 4 Gänge ohne Weinbegleitung
mit angemessenen 70 Euro zu Buche.
Schön und ehrlich ist, dass die Getränke nicht so kalkuliert
sind, dass die vermeintlich billigen Speisen auf diesem Wege auf ein normales
Preisniveau gebracht werden. Das Wasser kostet 7,50 Euro, der Espresso zwei
Euro und ein wirklich anständiger Grappa steht mit 7 Euro auf der Rechnung. Die
Weinkarte bietet viel Auswahl in/ab der 30 Euro-Klasse. Eine kurze Anregung muss allerdings erlaubt
sein: Als Aperitif gab es Champagner oder Prosecco. Hier fehlte passend zu den
deutschen Weinen ein deutscher Winzersekt als Alternative.
Der Service ist freundlich und professionell und arbeitet annährend
fehlerfrei: Man hätte meckern können, das das Wasser nicht wie bestellt still
war, sondern ein wenig Kohlensäure hatte, und einmal kam der Wein nach dem
Essen auf den Tisch, was aber beim Servieren des Essens sofort bemerkt und
korrigiert wurde. Um es klar zu sagen: Das schmälert den positiven Gesamteindruck
nicht. Erwähnenswert sind auch die frischen Brötchen, die wahlweise natur, mit
Kräutern oder mit Peperoni serviert wurden. Auf dem Tisch stand ein tolles
Olivenöl, außerdem gab es Butter und einen Kräuteraufstrich. Auch hieran zeigt sich, dass Semmler ein
toller Gastgeber ist. Allerdings immer nur von Montag bis Freitag. Am Wochenende
ist zu.
Fazit: Richtig
gutes Essen in der gehobenen Preisklasse zu fairen Preisen. Ideal fürs
Geschäftsessen oder den netten Abend zu zweit, wenn man deutlich „Ü30“ ist.
Im Internet unter www.kochkunst-ereignisse.de
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