Dienstag, 4. September 2012

Restaurant „Deux ou trois choses”: französisch mal anders

Vor einiger Zeit habe ich mal zum „schlesisch blau“ in der Köpenicker Str. gebloggt. Das „Deux ou trois choises, benannt nach einem französischen Godard-Film aus den sechziger Jahren, gehört dem gleichen „Patron“ und liegt nur ein paar Häuser entfernt. Es ist einen Besuch wert. Bedingung: Keine Diät, kein schnödes Vegetarierdasein und der Wille, auch mal was anderes als fettfreies Filet zu futtern. Geboten wird französische Bistrot-Küche aus Lyon und die ist eine Ecke entfernt von Bocuse und Co.: Es gibt schon mal Pferd und Schweinenase, im Oktober wird ein Schlachtfest veranstaltet, bei dem alles verwertet wird, was die Sau hergibt usw. Bei unserem Besuch (wir = die Prinzessin und ich) wurde ein leichtes sommerliches vier Gänge Menü angeboten, das mit 34 Euro auf der Karte steht. Zum süßen Einstieg gab es Melone mit Banyul-Süßwein (lecker, aber eher ein Nachtisch). Der zweite Gang war dann schon etwas spezieller, aber eine Delikatesse: Hechtkklößchen mit Kalbsnierchen und Specksauce und oben drauf Wildkräuter. Der Hauptgang war perfektes und pochiertes Lammfilet (nach den Nierchen sei das erlaubt) mit aromatischen Paprika und einer Paste aus Knofi und Anchovis (sog. Anchoviade). Die passte toll, war aber noch bis nächsten Mittag präsent (für mich selbst) bzw. vermutlich zwei Tage lang (für Dritte). Der Abschluss war ein marinierter Weinbergpfirsich und Ziegenkäseeis – auch beides gut, aber nicht so herausragend wie Gang Nr. 2 und 3. Außerdem sehr positiv zu erwähnen: Ein Gruß aus der Küche - Ein Apfelsorbet, das mit Anis gewürzt war. Abgerundet wird dieser gute Eindruck durch den netten und aufmerksamen Service.

Rustikal-schlicht ist das Ambiente: Holztische, aber Stoffservietten, Holzfußboden und helle Wände. Insgesamt Altbauatmosphäre, gemütlich, aber etwas laut. Und für den Winter gibt es einen Kamin. Das leckerste Essen schmeckt natürlich nicht ohne ein oder zwei gute Tropfen. Der erste Tropfen war ein Glässchen Rosé-Cremant, der mit 4,50 Euro fair kalkuliert war, genau wie der Liter Evian, für den 5,50 Euro auf der Rechnung stehen. Anschließend gab es noch ein Fläschchen Wein. Ein Südfranzose aus der alten und recht seltenen Traubensorte  Viognier, der gut passte und (hier und generell) empfehlenswert ist. Er ist mit 29 Euro nicht geschenkt, aber preislich vollkommen in Ordnung.

Fazit: Richtig gutes, aber nicht alltägliches Essen und ein stimmiges Gesamtkonzept. Zum Schlachtfest gehen wir wieder hin.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen