Vor einiger Zeit habe ich mal zum „schlesisch blau“ in der
Köpenicker Str. gebloggt. Das „Deux ou trois choises, benannt nach einem
französischen Godard-Film aus den sechziger Jahren, gehört dem gleichen „Patron“
und liegt nur ein paar Häuser entfernt. Es ist einen Besuch wert. Bedingung: Keine
Diät, kein schnödes Vegetarierdasein und der Wille, auch mal was anderes als
fettfreies Filet zu futtern. Geboten wird französische Bistrot-Küche aus Lyon
und die ist eine Ecke entfernt von Bocuse und Co.: Es gibt schon mal Pferd und
Schweinenase, im Oktober wird ein Schlachtfest veranstaltet, bei dem alles
verwertet wird, was die Sau hergibt usw. Bei unserem Besuch (wir = die
Prinzessin und ich) wurde ein leichtes sommerliches vier Gänge Menü angeboten,
das mit 34 Euro auf der Karte steht. Zum süßen Einstieg gab es Melone mit
Banyul-Süßwein (lecker, aber eher ein Nachtisch). Der zweite Gang war dann
schon etwas spezieller, aber eine Delikatesse: Hechtkklößchen mit Kalbsnierchen
und Specksauce und oben drauf Wildkräuter. Der Hauptgang war perfektes und
pochiertes Lammfilet (nach den Nierchen sei das erlaubt) mit aromatischen Paprika
und einer Paste aus Knofi und Anchovis (sog. Anchoviade). Die passte toll, war
aber noch bis nächsten Mittag präsent (für mich selbst) bzw. vermutlich zwei
Tage lang (für Dritte). Der Abschluss war ein marinierter Weinbergpfirsich und
Ziegenkäseeis – auch beides gut, aber nicht so herausragend wie Gang Nr. 2 und
3. Außerdem sehr positiv zu erwähnen: Ein Gruß aus der Küche - Ein Apfelsorbet,
das mit Anis gewürzt war. Abgerundet wird dieser gute Eindruck durch den netten
und aufmerksamen Service.
Rustikal-schlicht ist das Ambiente: Holztische, aber
Stoffservietten, Holzfußboden und helle Wände. Insgesamt Altbauatmosphäre,
gemütlich, aber etwas laut. Und für den Winter gibt es einen Kamin. Das
leckerste Essen schmeckt natürlich nicht ohne ein oder zwei gute Tropfen. Der
erste Tropfen war ein Glässchen Rosé-Cremant, der mit 4,50 Euro fair kalkuliert
war, genau wie der Liter Evian, für den 5,50 Euro auf der Rechnung stehen.
Anschließend gab es noch ein Fläschchen Wein. Ein Südfranzose aus der alten und
recht seltenen Traubensorte Viognier,
der gut passte und (hier und generell) empfehlenswert ist. Er ist mit 29 Euro
nicht geschenkt, aber preislich vollkommen in Ordnung.
Fazit: Richtig
gutes, aber nicht alltägliches Essen und ein stimmiges Gesamtkonzept. Zum Schlachtfest
gehen wir wieder hin.
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