Das mit der Nähe ist schnell erklärt: Der Laden, ein
Eckrestaurant, ist so nah, dass ich von zu Hause gut hinlaufen kann. Oder ihn
regelmäßig links liegen lassen werde.
Das Schlechte ist etwas aufwändiger zu beschreiben. Und es war nicht alles
schlecht – aber vieles. Gut war fast nichts. Heute gehen wir mal chronologisch
vor. Es war ein Mittwochabend. Das Morgenpostmenü war angekündigt mit dem „Gespür
für Gastronomie“, über das der Inhaber verfügt, dem auch das Alte Zollhaus und
das Aigner am Gendarmenmarkt (ganz in Ordnung) gehören. Das war wohl ironisch
gemeint.
Also wir, d.h. die Prinzessin und ich kommen rein. Der Raum
sieht eigentlich ganz gemütlich aus: Warme Farben, eine Wand voller
Weinflaschen, Holzfußboden und eine Decke aus Ziegelsteinen. Gut, dass der Raum
hoch und die Decke weit genug weg war, sonst hätten die Spinnweben ins Essen
gehangen. Es ist laut wie in einer Kreuzberger Eckkneipe. Wir schreien uns an
ohne zu streiten.
Das Restaurant war knallvoll. Rund 60 Leute. Es waren noch
zwei Tische frei. Zum einen der Katzentisch direkt im Eingang, der kein
Zwei-Personen-Tisch sondern ein halber-vier Personen-Tisch war (Abstand zum
Nachbartisch: 2 cm). Den fanden wir nicht so gut. Den anderen Tisch sollten wir
nicht haben. Die charmante Restaurantleiterin (auch ich kann Ironie) hatte den
für etwas anderes vorgesehen. Die Prinzessin fragte dann noch mal beim Kellner.
Der fiel seiner Chefin in den Rücken und der Tisch war unser. Der Service
arbeitete an diesem Abend zum ersten (und letzten) Mal zügig. Die Oliven, die
zur Begrüßung auf dem Tisch standen, verschwanden und kamen nicht wieder. Auf diesen Schrecken hätten wir gerne einen Aperitif
genommen. Wir bekamen aber sofort und ungefragt den Wein zum ersten Gang. Währendessen
blickte die Prinzessin auf den Werbehinweis für Aperol Sprizz. Dann kam erst
einmal 45 Minuten nichts.
Dann kam der erste Gang. Und etwas später auch das Brot mit
Quark. Das Essen war von Gang 1 bis 3 in Ordnung und die Weine dazu eigentlich
auch. Es ging los mit einem Kartoffelrösti mit Lachs und Kaviar (nicht vom
Stör), dann kam Paprikacremesüppchen. Vor dem dritten Gang fragte der Kellner,
bei welchem Gang wir denn gerade seien. Dann kam die Makrele. Doch halt, vorher
kam die Restaurantleiterin und schickte sich an, den dritten Wein wieder ins
gleiche Glas zu kippen. Da haben wir um saubere Gläser gebeten. Böser Fehler:
Der Mann mit „dem Gespür für Gastronomie“ hatte sich überlegt, dass das Glas
drei Gänge halten soll (zweimal weiß, einmal rosé). Das stand auch auf der
Menükarte. Die hatten wir allerdings nicht. Die Restaurantleiterin konterte: „Sie
haben sich einfach umgesetzt.“ – Ich „Nein. Ihr Kollege hat uns den Tisch
gegeben.“ Dann legt sie schnippisch-freundlich den Arm um mich, bringt
anschließend die Karten vom Katzentisch und verweist auf die
3-Wein-1-Glas-Regelung. Ja, in Eckkneipen geht es manchmal rund. Aber wenn der
Inhaber ein Weingut sein Eigen nennt, sollte
das eigentlich nicht der Fall sein. Immerhin kam dann ein neues Glas. Anders
als das nachbestellte Brot. Die erste Portion hatten wir in den langen
Wartezeiten aufgefuttert. Der durchaus bemühte Azubi (und mehr Servicepersonal
gab es und gibt es auch sonst nicht (Antwort auf Nachfrage) - zu Erinnerung: 60
Leute hatten Hunger) hatte sogar gefragt, ob er auch noch Quark bringen solle. Quark
kam nie. War wohl aus. Es kam nach zweimaligem Nachfragen wenigstens noch etwas
Brot. Der Wein zum Hauptgang diente vor
allem der Frustbewältigung genau wie der süße Nachtischbegleiter.
Ein Lob muss ich
jetzt aber doch noch loswerden: Zum Hauptgang gab es ein Schweinenackensteak
vom Flammenwandgrill. Wunderbar saftig, tolle Röstaromen. Dieses Küchengerät
ist der einzige Grund, warum in der Überschrift kein Wortspiel mit „Flammenwerfer“,
zur gebotenen Behandlung der Rôrisserie steht. Die Beilagen waren nicht der
Rede wert. Der Nachtisch war ein Palatschinken mit Marmelade. Der war ganz ok,
aber schon halb aufgegessen, als der Wein kam. Beim Bezahlen funktionierte dann
meine EC-Karte nicht. Die hat halt auch gastronomisches Gespür. Das war das
Ende eines der übelsten Restaurantbesuche in meiner Karriere als „Lokal-Redakteur“.
Fazit: total
überforderter Service, sehr laut, kein besonderes Essen. Wenn überhaupt
nochmal, dann „Flammenwand-Fleisch to go“.
Im Internet unter http://www.rotisserie-weingruen.de/
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