Ich habe innerhalb von sehr kurzer Zeit zweimal da. Einmal
mit der Mutter „vom tollsten Kind der Welt“, die mich schon ins „La Raclette“
begleitet hatte (sie findet jeweils den Inhaber attraktiv) und natürlich mit
der Prinzessin.
Wer die Sendungen von Rach kennt, kennt sein Rezept, auch
die hinterletzte Speisegaststätte auf Vordermann zu bringen: Nette Optik und
einfache (Koch)rezepte, die was hermachen, aber keine Höchstleistungen in der
Küche erfordern. So läuft das auch im Roten Jäger. Es gibt drei Menüs mit Fisch
und Fleisch und vegetarisch. Ich habe beide mit Tier probiert. Man kann sie als
drei oder vier Gänge Menü bestellen. Ich hatte jeweils drei. Das kostet dann
knapp unter 30 Euro. Man bekommt in der Fleischvariante einen Salat (gepimpt
mit Kürbiskernen und Croûtons) mit drei Stückchen kurzgebratenem Fleisch, die
aufgespießt sind. Und die Spieße stecken senkrecht in einem Holzbrett. Schmeckt
gut und ist lustig anzusehen. Kann ich aber auch selbst kochen, ohne mich zu
verausgaben. Beim Fischmenü gab es Salat mit hausgebeiztem Lachs. Schmeckt auch
gut. Habe ich kein Rezept für, könnte ich aber auch.
Die Hauptspeise nennt sich Schnitzel, ist aber ein
Rumpsteak, das aufgeschnitten wird. Meins war anständig gebraten, als ich mit
der Nichtprinzessin da war, schmeckte es wie gekochte hohe Rippe. Fisch war
Zander. Dazu jeweils ein Paar Wedge Potatoes und ein Sour Cream mit grünem
Pfeffer. Alternativ war ein Stück gebratener Zander. Alles ok, aber
portionsmäßig sehr übersichtlich. Auf dem Niveau ist auch der (normal
reichliche) Nachtisch: warmer Schokokuchen bzw. Erdbeeren mit Eis.
Der Service ist erstaunlich gut (wenn auch die Zahl der „Fernsehstars“
überschaubar war). Da hat Rach seine junge Mannschaft im Griff. Serviert wird
von rechts. Es gibt die Frage, ob alles in Ordnung usw. Mein vergessenes Bier
fällt kaum ins Gewicht. Insgesamt passt das Serviceniveau nicht zum Essen.
Das Vorstehende schreit nicht unbedingt danach, den Roten
Jäger zu besuchen. Das abwechslungsreiche Brot ändert daran nichts. Das bleibt
einem nämlich im Halse stecken, wenn man den günstigen Wein für 3 Euro/0,1 l
probiert. Das ist für den gebotenen
Geschmack eine Unverschämtheit. Bier ist auch teuer (0,5 l für 4,20 Euro). Herr
Rach hat da offensichtlich nicht nur die Idee aus Hamburg importiert, sondern
auch die Preise und denkt bei der Kalkulation an sein mittlerweile
geschlossenes Tafelhaus (das war sein Sterne-Tempel). Die Preise sind wohl
notwendig, um die beiden schicken Häuser, die für den Roten Jäger
zusammengelegt wurden, zu refinanzieren.
Und so voll wie es jeweils war, wird das schnell gelingen. Man kann
online reservieren – und bekommt dann ein Zeitfenster von zwei Stunden
genehmigt. Dafür bekommt man ein ganz gemütliches Ambiente, das ein bisschen
berlintrashig, aber auch modern ist, bei eng stehenden Tischen. Das Publikum
ist eine bunte Mischung aus Berlinern und Touris. Und so mancher sieht aus, als
ob er endlich mal beim Sternekoch essen wollte, aber dafür eigentlich keine
Kohle hat. Das gelingt, aber mit Sterneküche hat das einfach gar nichts zu tun.
Wenn einen am Gendarmenmarkt der Hunger packt: Lieber ein Schnitzel bei
Luther&Wegner oder Thai im Good Times (Hausvogteiplatz).
Fazit: (Ein)Mal hingehen, um zu sagen, dass man da war. Keinen
Wein trinken. Das 2-Stunden-Zeitfenster ist ausreichend.
Im Internet unter http://www.roterjaeger.de/
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