Mittwoch, 23. Oktober 2013

Restaurant Matzbach: Badische Tagsüber-Küche in Kreuzberg 61



Dort wo in Kreuzberg die Preise und die Zahl der Touristen gleichermaßen steigen, findet sich das Restaurant Matzbach – im Begmannstraßenkiez am Ende der erfolgreich wiederbelebten Marheineke-Markthalle. Mit einem Schwerpunkt auf der badisch-elsässischen Küche wird vom Frühstück bis zum Abendessen serviert. Im Sommer kann man draußen vor der Tür auf dem Marheineke-Platz sitzen.

Die Prinzessin und ich hatten uns von einem Angebot des Badischen Weinhauses locken lassen, das im Matzbach zum Menü mit Weinen der Winzergenossenschaft Waldulm geladen hatte. Anlass war die Baden-Württemberg Classics, einer Weinmesse mit Weinen aus diesem Bundesland. Für 40 Euro gab es vier Gänge, einen Sekt vorab und sieben Weine à 0,1 l. Da es sich um einen Restaurant-Blog handelt, verzichte ich auf die detaillierte Beschreibung. Nur zwei Anmerkungen: Trocken ist in Waldulm ein dehnbarer Begriff und es hat schon Sinn, dass die meisten Winzer aus roten Spätburgundertrauben roten Wein machen und ihn nicht weiß keltern, denn das schmeckt eigenartig.

Mit dem Essen waren wir insgesamt zufrieden. Die badische klare Brotsuppe als Vorspeise schmeckte richtig gut. Da war die Küche in ihrem Element. Das Carpaccio vom Seeteufel als solches wäre auch in guter Erinnerung geblieben. Allerdings erschlug das Limettendressing den hauchdünnen Fisch. Das lag auch daran, dass das Salatbouquet, das das Dressing wohl aufhalten sollte, lediglich aus einem Büschel Feldsalat bestand. Das sorgte für Erheiterung – nicht nur bei der Prinzessin und bei mir. Der badische Sauerbraten mit Rotkohl und Schupfnudeln war dann wieder so, wie ein deftiges regionales Gericht sein soll – reichlich und schmackhaft. Ein weiterer Höhepunkt folgte zum Schluss: Eine hausgemachte Schwarzwälder Kirschtorte. Die ist bekanntlich kein Diätessen und vermutlich schmeckt sie deshalb so gut.

Die Beurteilung des Service ist nicht ganz so einfach. Alle waren freundlich und zuvorkommend, aber hoffnungslos überlastet. Auf einen solchen Ansturm an Besuchern – jeder Platz war besetzt - sind die Servicekapazitäten offensichtlich nicht ausgelegt. Dieser Mangel wurde bestmöglich verwaltet.

Das Matzbach gibt sich insgesamt rustikal mit schweren Holztischen und –bänken, verbindet dies aber mit einigen Elementen untypischen Elementen wie einem schweren roten Vorhang an einer Wand oder Retro-Lampen. Insgesamt ist das ok, aber mehr für Brunch oder Frühstück geeignet als für ein romantisches Abendessen. Modernstes Design findet sich im Keller im Bereich der Toiletten. Besonders angetan hat es mir die sehr edle Pinkelrinne. Aus braunen Mosaikkacheln mit Kupferschimmer gebaut - und gespült wird aus einer mattierten Edelstahlblende. Das gibt es vermutlich nur einmal in ganz Berlin. Vielleicht beginnt hier die Wiederauferstehung dieser fast ausgestorbenen Sanitäreinrichtung. Männliche Leser werden mich verstehen.

Fazit: Das Matzbach ist eine Empfehlung für traditionelle südwestdeutsche Küche auf anständigem Niveau. Atmosphärisch würde ich eher hingehen, wenn es draußen noch hell ist.

Im Internet unter http://www.matzbach-berlin.de/ 

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