Dort wo in Kreuzberg die Preise und die Zahl der Touristen
gleichermaßen steigen, findet sich das Restaurant Matzbach – im
Begmannstraßenkiez am Ende der erfolgreich wiederbelebten
Marheineke-Markthalle. Mit einem Schwerpunkt auf der badisch-elsässischen Küche
wird vom Frühstück bis zum Abendessen serviert. Im Sommer kann man draußen vor
der Tür auf dem Marheineke-Platz sitzen.
Die Prinzessin und ich hatten uns von einem Angebot des
Badischen Weinhauses locken lassen, das im Matzbach zum Menü mit Weinen der
Winzergenossenschaft Waldulm geladen hatte. Anlass war die Baden-Württemberg
Classics, einer Weinmesse mit Weinen aus diesem Bundesland. Für 40 Euro gab es
vier Gänge, einen Sekt vorab und sieben Weine à 0,1 l. Da es sich um einen
Restaurant-Blog handelt, verzichte ich auf die detaillierte Beschreibung. Nur
zwei Anmerkungen: Trocken ist in Waldulm ein dehnbarer Begriff und es hat schon
Sinn, dass die meisten Winzer aus roten Spätburgundertrauben roten Wein machen
und ihn nicht weiß keltern, denn das schmeckt eigenartig.
Mit dem Essen waren wir insgesamt zufrieden. Die badische
klare Brotsuppe als Vorspeise schmeckte richtig gut. Da war die Küche in ihrem
Element. Das Carpaccio vom Seeteufel als solches wäre auch in guter Erinnerung geblieben.
Allerdings erschlug das Limettendressing den hauchdünnen Fisch. Das lag auch
daran, dass das Salatbouquet, das das Dressing wohl aufhalten sollte, lediglich
aus einem Büschel Feldsalat bestand. Das sorgte für Erheiterung – nicht nur bei
der Prinzessin und bei mir. Der badische Sauerbraten mit Rotkohl und Schupfnudeln
war dann wieder so, wie ein deftiges regionales Gericht sein soll – reichlich und
schmackhaft. Ein weiterer Höhepunkt folgte zum Schluss: Eine hausgemachte
Schwarzwälder Kirschtorte. Die ist bekanntlich kein Diätessen und vermutlich
schmeckt sie deshalb so gut.
Die Beurteilung des Service ist nicht ganz so einfach. Alle
waren freundlich und zuvorkommend, aber hoffnungslos überlastet. Auf einen
solchen Ansturm an Besuchern – jeder Platz war besetzt - sind die
Servicekapazitäten offensichtlich nicht ausgelegt. Dieser Mangel wurde
bestmöglich verwaltet.
Das Matzbach gibt sich insgesamt rustikal mit schweren
Holztischen und –bänken, verbindet dies aber mit einigen Elementen untypischen
Elementen wie einem schweren roten Vorhang an einer Wand oder Retro-Lampen.
Insgesamt ist das ok, aber mehr für Brunch oder Frühstück geeignet als für ein
romantisches Abendessen. Modernstes Design findet sich im Keller im Bereich der
Toiletten. Besonders angetan hat es mir die sehr edle Pinkelrinne. Aus braunen
Mosaikkacheln mit Kupferschimmer gebaut - und gespült wird aus einer mattierten
Edelstahlblende. Das gibt es vermutlich nur einmal in ganz Berlin. Vielleicht
beginnt hier die Wiederauferstehung dieser fast ausgestorbenen
Sanitäreinrichtung. Männliche Leser werden mich verstehen.
Fazit: Das
Matzbach ist eine Empfehlung für traditionelle südwestdeutsche Küche auf
anständigem Niveau. Atmosphärisch würde ich eher hingehen, wenn es draußen noch
hell ist.
Im Internet unter http://www.matzbach-berlin.de/
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