Wieder einmal haben wir den Weg in den Westen auf uns
genommen, diesmal war es allerdings kein schweres Unterfangen: Hinweg über den
S-Bahnhof Charlottenburg und zurück mit der U 2 ab Sophie-Charlotte-Platz.
Dazwischen liegt das Restaurant Alt-Luxemburg. Von außen eher unscheinbar weist
es von innen ein gediegenes Ambiente auf, wie es Sternerestaurants früher haben
mussten, als eher schlichte (bezogen auf das Ambiente) Kellerrestaurant wie das
Hartmanns noch keine Chance beim Michelin gehabt hätten. Teppichboden, dunkles
Holz, auch an den Wänden, aber
keinesfalls überladen. Akzente setzen modere Bilder. Hier fühlt sich das etwas ältere Publikum wohl – und die (junge)
Prinzessin und ich auch. Das Beste, was einem nach einem langen Arbeitstag passieren
kann.
Inhaber des Restaurants, das seinen Namen vom
Villeroy&Boch-Geschirr hat, von dem auch gegessen wird, ist das Ehepaar
Wannemacher und zwar seit 1982. Er in der Küche (früher mit Stern, heute 16/20
im Gault Millau), sie als Chefin des Service.
Wir durften einen perfekten Abend genießen. Das galt für den
aufmerksamen, bestens geschulten und
freundlichen Service, der ein perfektes Timing hatte. Die Weine kamen vor den
Speisen, die Wartezeiten waren nie zu lang und nie zu kurz. Es stimmte alles.
Das gilt auch für das Essen. Vorweg selbstgemachte Grissini,
Strudelteig mit Kümmel, Cashews oder getrockneten Tomaten und natürlich
verschiedene Sorten Brot und Butter. Als Gruß aus der Küche gab es ein
Blätterteigpastetchen gefüllt mit Hühnerfrikassee. Als Aperitif hatte ich einen Riesling Sekt
von der Saar, der seine 8 Euro auf jeden Fall wert war. Eine Flasche Wein gibt
es ab ca. 30 Euro, für ein viergängiges Menü zahlt der Gast 71 Euro. Unser
Glück war das Morgenpostmenü, weshalb wir die Speisekarte sehr günstig
kennenlernen konnten. Begleitet wurden die fünf Gänge mit Weinen aus der Pfalz,
die allesamt hervorragend zu den einzelnen Gängen passten. Wir starteten mit
zwei vegetarischen Gängen: Kürbiscannelloni mit Frischkäsefüllung und
Kokos-Currycremesuppe mit Erbensprossen. Es folgte Kabeljau mit Meerrettich und
Roter Bete und Entenbrust mit Honig-Ingwersoße. Geschmacklich und optisch alles
sehr gelungen und keine unliebsamen Überraschungen. Wer gerne bunte
Gelatinewürfel mag, die nach Kräutern der Provence und gleichzeitig bananig
schmecken, ist fehl am Platz. Den süßen Abschluss fand das Ganze mit einem
Limonen-Soufflé, das natürlich perfekt aufgegangen und schön fluffig war. Da
ich traditionsgemäß einen Teil des Nachtisches an die Prinzessin abtrete, habe
ich noch Käse geordert. Der war schon ein paar Mal im Wagen an mir vorbei
gerollt, das macht Appetit. Wohl temperierte Rohmilchkäse aus Frankreich, vier
Stücke für 13 Euro. Ein schöner Abschluss. Gab es gar nichts zu meckern? Ich
persönlich hätte die Entenbrust etwas mehr rosa gemocht. Aber das ist Meckern
auf hohem Niveau.
Fazit: Wer
gepflegt Essen gehen möchte, aber auf „trendy“ verzichten kann, ist im
Alt-Luxemburg richtig. Das Restaurant ist sich – Mauerfall und Mittehype hin
oder her – treu geblieben. Restaurants wie dieses sind der Grund, warum
West-Berlin gerade wiederentdeckt wird.
Im Internet unter http://www.alt-luxemburg.de/
schöner Bericht
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