Das Schöne am Morgenpost-Menü ist, dass man immer wieder
Restaurants kennenlernt, in die man vermutlich nie ohne diesen Anstoß gegangen wäre.
So wie in diesem Fall. Da nhow Hotel liegt kurz hinter der Oberbaum-Brücke. Darauf
hat man einen wunderschönen Blick und auch über die Spree hinüber auf die
Kreuzberger Seite. Das Hotel bezeichnet sich als „Music and Lifestyle Hotel“
für sehr coole Leute, die nicht nur der Kreativszene angehören (viele), sondern
sich auch ein solches Hotel leisten können (wenige). Das Designkonzept heißt
knallig mit viel Lila. Alles ist irgendwie bunt, geschwungen und aus
Kunststoff. Auf dem Klo strahlt die grell-gelbe Neonsonne und statt einer
Tischdecke gibt es ein Platz-Set in giftgrüner Osternest-Optik. Barbie und Ken
sind vermutlich die Betreiber des Fabrics. Lediglich die weißen Stoffservierten
passten nicht. Habe mich trotzdem über sie gefreut – eine Erinnerung aus meiner
uncoolen eigenen kleinen Welt.
Was jedoch auf den Plastiktisch kam, war toll. Als Aperitif
einen (lila) Cocktail, dann ein Süppchen mit Trüffel als Gruß aus der Küche und
drei Sorten Brot – Ciabatta natur, mit Wasabi und mit Curry. Dazu ein Olivenöl,
das in einem Schüsselchen serviert wurde, auf dessen Boden vorher ein
Balsamico-Smiley gemalt worden war. Das
passte zum wirklich freundlichen jung-dynamischen Service, der Spaß an der Arbeit
hatte. Punktabzug gibt es für das Servieren des Weins, der stets nach dem
jeweiligen Gang serviert wurde. Der erste Gang nannte sich „Pralinées-Startup“
und bestand aus gehacktem Lachs und Hummer. Dann folgte ein
Brunnenkressesüppchen mit einem Flusskrebsröllchen. Beides war vorzüglich. Als
dritten Gang wurden wir mit „Gemüse Love“ verwöhnt. Perfekt gegartes Grünzeug
mit Gemüseschaum und Selleriepüree. Konnte mir kaum vorstellen, wie lecker
vegetarisch sein kann. Der dazu gereichte „Inzolia“, so der sizilianische Name
einer wenig bekannten weißen Traube, schmeckte wunderbar und machte die beiden
wenig aussagekräftigen Weißweine der beiden ersten Gänge vergessen.
Ungewöhnlich auch der Hauptgang. Es wurde Rinderbauch
serviert. Den hatten wir noch nie gegessen. Kräftiger Geschmack, nicht gerade
weich, aber auch nicht zäh, sondern knackig. Dazu ein roter Bordeaux. Das
passte. Würde ich beides sofort wieder bestellen. Zum Nachtisch wurde es dann
nochmal wild. Es gab „Zitronenknackbällchen“ und einen kleinen Cocktail, der
u.a. auf Apfel, Sake und Sellerie bestand. Und was zum Spielen: So eine Art
Brausepulver, das so herrlich kribbelt in die Mund.
Fazit: Tolles
kreatives und trotzdem sehr leckeres Essen, netter Service und ein ganz anderes
Ambiente. Optisch das Anti-Schloßhotel Grunewald.
Im Internet unter http://www.nhow-hotels.com/berlin/hotel/restaurant
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen