Mittwoch, 7. August 2013

Altes Zollhaus: Idyllisches Kreuzberg, gutes Essen – und zack!



Das Morgenpostmenü hat die Prinzessin und mich an den Landwehrkanal geführt. Das Alte Zollhaus könnte man für einen Vorboten der Gentrifizierung im Kiez rund um das Hallesche Tor halten. Aber tatsächlich war das Restaurant schon 1979 da. Das Gebäude selbst stammt aus der Kaiserzeit. Das Wetter war schön und so saßen wir im großzügigen Garten und ließen es uns gut gehen. An diesem Abend wurde klar, warum der Inhaber Herbert Beltle ein so erfolgreicher Gastronom ist. Nach dem totalen Reinfall in einem seiner weiteren Restaurants, dem Weingrün (siehe http://essen-in-berlin.blogspot.de/2012/09/rotisserie-weingrun-wenn-das-schlechte.html) waren die Erwartungen gedämpft. Der Chef war persönlich vor Ort und kümmerte sich, und das hat seine Mannschaft offenbar motiviert.

Wie beim Morgenpostmenü üblich wurden fünf Gänge für 60 Euro serviert, inklusive passender Weine. Diese stammten in vier Fällen vom eigenen Weingut Horcher. Alle miteinander, beginnend mit einem Prosecco, waren gut trinkbar und passten wunderbar zur warmen Jahreszeit.   

Zum Start gab es, nach leider teilweise etwas trockenem Brot einen „vegetarischen Ochsen“. Dahinter verstecken sich dreierlei von der Ochsentomate: Quiche, Essens und Sülze. Ein schöner Einstieg und es ging lecker weiter: Es folgte eine Erbsensuppe mit Pfifferlingen; dann gab es überbackene Hechtklößchen. Hierzu wurde ein fassgereifter Chardonnay aus dem südwestfranzösischem Limoux serviert, von dem der Patron zwei Fässer ersteigert hatte. Der hat mir so gut geschmeckt, dass ich den lieblichen Wein zum Nachtisch gegen einen weiteren Schluck von diesem Tropfen getauscht hatte. Im Hauptgang kam Schwein auf den Teller, das es in Berlin nur noch als „Havelländer Apfel…“ zu geben scheint. Unter der Überschrift „2 x Schwein gehabt“ gab es Bauch (göttlich) und Rücken (gut). Abgeschlossen hat das Menü mit einem Himbeertiramisu – traditionell das „Betätigungsfeld“ der Prinzessin. Am Ende waren wir beide gut gesättigt. 

Glücklicherweise war der Heimweg nach Mitte nicht allzu weit, denn die Weinversorgung war mehr als großzügig. Horcher Rot- und Weißwein standen während des jeweiligen Ganges am Tisch für den do-it-yourself Refill. Da verzeihe ich auch, dass das Glas für mehrere Weine zu verwenden war. Der Service agierte mit sichtbarer Freude an der Sache und irgendwie passte dazu auch, dass die Restaurantleiterin die Kerzen bei Einbruch der Dunkelheit mit einem „und zack…“ auf den Tischen verteilte. Die Preise sind, auch wenn es kein Morgenpostmenü gibt, angemessen: Hauptgerichte um die 20 Euro, Vorspeisen um 11 und Nachtisch um 10 Euro.

Fazit: Wer gut und gepflegt essen gehen möchte, ist im Alten Zollhaus gut aufgehoben. Küche, Weine und Service sind solide. Das Gesamtpaket stimmt in jeder Hinsicht.

Im Internet unter http://www.altes-zollhaus-berlin.de/ 

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