…etwas zu meckern. Diesmal war es allerdings nicht ganz einfach – jedenfalls bis zum Hauptgang. Schon wieder haben die Prinzessin und ich uns auf den weiten Weg in den Westen aufgemacht – diesmal nach Schmargendorf in eine Gegend, wo es nicht mal mehr U-Bahnen für die Anreise gibt. Ziel waren die Austeria Brasserie und das Morgenpostmenü, das dort angeboten wurde. Dahinter steckt ein West-Berliner Gastro-Urgestein namens Walter Schuber, der – wenn man den Ausführungen in der Zeitung glauben darf – die Austeria nicht unbedingt wegen des Geldes betreibt, sondern weil er Spaß daran hat, Gastgeber zu sein. Und irgendwie merkt man das.
Am Eingang fällt der Blick auf frischen Fisch, der auf Eis
auf Genießer wartet. Im freundlichen und großzügigen Gastraum wird Parkettboden
mit vorwiegend weißen Wänden und klassischem Bistrorot bei den Stühlen
kombiniert. So gelingt es, eine Atmosphäre zu schaffen, die sich sowohl für ein
Essen zu zweit als auch für ein Businessdinner eignet. Doch was erblicke ich am
Fenster: Drei schöne weiße Orchideen – aber ohne Über- und dafür im
durchsichtigen Plastiktopf und einer noch mit Klebeschild dran. Wie konnte denn
das passieren?
Wir starten mit einem Cremant von der Loire, der durchaus
etwas trockener hätte ausfallen dürfen (6,50 Euro). Der zu Beginn noch etwas
aufgedrehte Service erklärte gleich mehrfach, dass Cremant französischer Sekt
sei. Offenbar haben wir einen etwas uninformierten Eindruck gemacht. Die
Weinbegleitung zum Menü stammte dann ausschließlich vom Weingut Stigler, einem
badischen VdP-Weingut (Verband der Prädikatsweingüter). Alle von guter Qualität
und alle typisch badisch.
Wir beginnen unser Essen zu genießen: zwei Sorten frisches
Brot mit Olivenöl und Kräuterquark und ein Ziegekäse-Gruß aus der Küche vorweg,
dann das eigentliche Menü mit Jakobsmuschel-Carpaccio, einem Bärlauchsüppchen
mit Kaninchenrücken sowie Saibling mit Spargelragout. Lauter frische Zutaten, geschmacklich
richtig gut und auch für solche Esser geeignet, die nicht jeden Tag
irgendwelche höchst kreativen Mischungen aus asiatischer und Brandenburger
Bauernküche benötigen. Weitgehend misslungen war hingegen der Hauptgang, über
den auch am Nachbartisch hörbar gemeckert wurde: Während das Perlhuhn gut gebraten
war, waren sowohl der Radicchio mit einer Balsamicosauce als auch der
Fenchel-Kartoffelbrei vollkommen übersäuert. Der süße Abschluss u.a. mit
Estragonparfait machte diesen Ausrutscher aber wieder vergessen. Insgesamt
durften wir solide Brasserie-Küche auf hohem Niveau genießen
Die Prinzessin meinte, es sei auch mal ganz schön, wenn das
Servicepersonal nicht Anfang 20 sei. Damit ist eigentlich alles über den
professionellen Service gesagt.
Fazit: Ein gut überlegtes und stimmiges Konzept, das für viele
Lebenslagen passt. Wir haben einen kulinarisch schönen Abend verbracht.
Im Internet unter www.austeria-brasserie.de
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