Eine Restaurantkritik aus der Morgenpost, die schon lange an
unserem Kühlschrank hing, musste endlich mal „abgearbeitet“ werden. Deshalb
waren wir im Brenner in Schöneberg, nicht weit vom Viktoria-Luise-Platz. Im
durchaus rustikalen Ambiente geht es dennoch edel zu: Weiße Tischwäsche und
schön eingedeckte Tische lassen auf gehobene, jedenfalls ambitionierte Gastronomie schließen. Dem Gault Millau ist das immerhin
13 Punkte wert. Soviel haben auch der Grill Royal oder das Paris-Moskau. Die
Prinzessin und ich verleben einen recht gemischten Abend, wo zwischen gutem
Willen und überdurchschnittlichen Resultat noch eine Lücke klafft.
Der Start mit einem Cremant von der Loire (faire 6 Euro) und
dem Hauscocktail (Prosecco mit Malaga d’Asti – eine Art Edel-Lambrusco) ,
kombiniert mit frischem Brot und fantastischen Kräuteraufstrich, von dem es
sogar Nachschlag gab, ließen die Erwartungen steigen, gleiches galt für den
Gruß aus der Küche, ein Rote-Beete-Süppchen mit Meerrettich-Schaum, eine ganz
großartige Aromakombination. Die Karte
bietet drei Menüs an, wobei zwei keinen Menüpreis haben. Ein Hauptgericht
kostet dann ca. 20 – 25 Euro. Wir hatten ein sog. Erlebnis-Menü, bei dem drei
Gänge für 35 Euro zu haben sind, was uns nicht genug war, weswegen wir vier
Gänge genommen haben, die es inklusive Weinbegleitung für 60 Euro gab.
Da die Prinzessin schon für Pfingstmontag Jakobsmuscheln bei
mir geordert hatte, tauschte sie die erste Vorspeise gegen Entenstopfleber
mit Rhabarberküchlein. Eine weise Entscheidung, denn während sie eine
Delikatesse auf den Teller bekam, erhielt ich total versalzene Jakobsmuscheln.
Die waren zu lange mariniert worden. Der Service und auch der Koch
entschuldigten sich mehrfach. Kann halt passieren, ist aber ärgerlich. Die sich
anschließende Bärlauchsuppe war ok. Das Tartar von der Kalbszunge, das dazu
gereicht wurde, war hingegen wieder etwas Besonderes. Das gilt auch für einen
Teil des Hauptgangs – es gab Lammbries. Das findet sich nur selten auf den
Speisekarten, schmeckt wie Kalbsbries, nur ein ganz bisschen nach Lamm. Diese
zarte weiße Innerei war ganz großartig. Sie wurde mit Lammkarree serviert.
Bestes Fleisch, rosa gebraten, aber leider nicht 100 % heiß, als der Teller auf
den Tisch kam. Lauchquiche und Auberginenconfit passten gut und schmeckten. Zum
Nachtisch gab es dreierlei von Rhabarber (Eis, Mousse und Eingelegtes). Einzeln
steht es für sieben Euro auf der Karte
und bietet ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Die Weine waren sehr gut
trinkbar, aber vollkommener Mainstream, der nicht in Erinnerung bleibt. Unschön
war, dass es den Edel-Lambrusco aus dem Hauscocktail auch als Begleiter zum
Rhabarber gab, wofür er zu süß war. Schön hingegen, dass die Prinzessin zur
Entenleber einen Sauternes (weißer Süßwein aus Bordeaux) bekam.
Der Service war
freundlich und professionell, wobei der Azubi (vermutlich war es einer) etwas
mehr Anleitung braucht: Dass ein Besteckstück beim Abräumen auf den Boden
fallen kann, ist nicht schlimm. Als besonders pflegeleichter Gast habe ich es
schnell aufgehoben. Das wurde aber als Geste missverstanden, dass ich es
weiterbenutzen wollte. Und sehr gut meinte es der junge Mann dann mit unserem
Mineralwasser: Er sorgte dafür, dass wir auch den letzten, wirklich den
allerletzten Tropfen aus der Flasche genießen konnten und schüttelte diese
kräftig über den Wassergläsern aus. Der Abend endete als Kompensation für die
Jakobsmuscheln mit kleinen Kuchenstückchen (lecker!) und einem Digestif auf
Haus. Auf der Rechnung fehlte ein Aufschlag für die Entenleber der Prinzessin,
obwohl ausdrücklich angeboten und beim Rausgehen haben wir uns noch nett mit Koch
Robert Lasarow unterhalten – über Lammbries und dass in der Küche halt mal was
schief gehen kann.
Fazit: Tolle
Ideen treffen auf kleinere Schwächen, bei einem ordentlichen
Preis-Leistungsverhältnis. Man merkt: Da geht noch mehr.
Im Internet unter http://www.restaurant-brenner.de/
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