Sonntag, 21. Oktober 2012

„Das Restaurant“ – Großes Kino im großen Saal



Ein weiteres Mal haben wir weiten Weg in die City West auf uns genommen. Und der Weg war nicht zu weit. Er führte uns in „Das Restaurant“ (nicht zu verwechseln mit „Das Lokal“ in Mitte). So ganz klar ist das mit dem Namen nicht. Es taucht dazu auch der Name des Inhabers und der Name seines Caterings auf (Markus Semmler – „Kochkunst & Ereignisse“). Semmler ist kein Unbekannter in der Berliner Gastroszene. Er hat schon im Schlosshotel im Grunewald und im Cecilienhof in Potsdam gekocht – und versteht sein Handwerk. 

Wenn man das Restaurant betritt, ist man erst einmal von der Größe des Gastraums beeindruckt. Zweifel kommen auf, ob man für so viele Tische einen vernünftigen Service und gutes Essen zustande bringen kann – die Antwort ist: man kann. Und wenn man erst einmal Platz genommen hat im schicken, aber gemütlichen Ambiente, kommt es vor, als ob alles viel kleiner und übersichtlicher ist. Das hängt auch mit dem etwas gesetzteren Westberliner Publikum zusammen, das nicht rumkrakelt, sondern sich ruhig den kulinarischen Genüssen hingibt.

Und wie sahen diese aus? Es ging los mit Gänseleberpastete auf Baumkuchen mit gesalzenem Apfel; es folgte ein Linseneintopf mit Linsenmousse-Einlage, ein Stück Zander auf einem Wirsingblatt mit Flusskrebsen und ein Stück vom Fläminger Rehrücken mit Kirschen. Das schmeckte alles fantastisch gut - und der Nachtisch spielt in derselben Liga, Himbeercreme kombiniert mit Schokolade und kleine Bonbons mit Berliner Weiße Geschmack. Dazu wurden wunderbar passende Weine gereicht von deutschen Weingütern, deren Namen man schon mal gehört hat wie Dr. Loosen oder Wegeler. Ganz großes Kino war das. Im Rahmen des Morgenpostmenüs kam das alles für 60 Euro auf den Tisch und ins Glas. Das ist unschlagbar günstig. Normalerweise schlagen 4 Gänge ohne Weinbegleitung mit angemessenen 70 Euro zu Buche. 

Schön und ehrlich ist, dass die Getränke nicht so kalkuliert sind, dass die vermeintlich billigen Speisen auf diesem Wege auf ein normales Preisniveau gebracht werden. Das Wasser kostet 7,50 Euro, der Espresso zwei Euro und ein wirklich anständiger Grappa steht mit 7 Euro auf der Rechnung. Die Weinkarte bietet viel Auswahl in/ab der 30 Euro-Klasse.  Eine kurze Anregung muss allerdings erlaubt sein: Als Aperitif gab es Champagner oder Prosecco. Hier fehlte passend zu den deutschen Weinen ein deutscher Winzersekt als Alternative.

Der Service ist freundlich und professionell und arbeitet annährend fehlerfrei: Man hätte meckern können, das das Wasser nicht wie bestellt still war, sondern ein wenig Kohlensäure hatte, und einmal kam der Wein nach dem Essen auf den Tisch, was aber beim Servieren des Essens sofort bemerkt und korrigiert wurde. Um es klar zu sagen: Das schmälert den positiven Gesamteindruck nicht. Erwähnenswert sind auch die frischen Brötchen, die wahlweise natur, mit Kräutern oder mit Peperoni serviert wurden. Auf dem Tisch stand ein tolles Olivenöl, außerdem gab es Butter und einen Kräuteraufstrich.  Auch hieran zeigt sich, dass Semmler ein toller Gastgeber ist. Allerdings immer nur von Montag bis Freitag. Am Wochenende ist zu. 

Fazit: Richtig gutes Essen in der gehobenen Preisklasse zu fairen Preisen. Ideal fürs Geschäftsessen oder den netten Abend zu zweit, wenn man deutlich „Ü30“ ist.
Im Internet unter www.kochkunst-ereignisse.de

Sonntag, 14. Oktober 2012

Cana – libanesische Selbstüberschätzung an der Fischerinsel




Wer im Haus der deutschen Wirtschaft in der Breite Straße zu hat, also zu BDI, BDA oder DIHK will und über Nacht in Berlin bleibt, wählt gerne eines der Hotels an der U-Bahn-Station Märkisches Museum. Da gibt es ein Art’otel, das Wall Street Plaza und die beiden Derag Hotels Großer Kurfürst und Henriette. Die Derag-Hotels sind, so sagt man immer wieder, gute Mittelklasse. Beide verfügen über ein Restaurant. Das ist der erste Teil des Tests der Beiden:

 Wir haben vor einigen Tagen das neu eröffnete Cana im Kurfürsten besucht, das nicht ohne Selbstbewusstsein seine eigenen Speisen im Superlativ als „feinste orientalische“ anpreist. Wenn sich über Geschmack streite ließe, würde ich dagegen heftig protestieren. Den Besuchern des Lobbyistenhauses sei angeraten, sich besser dort mit dem WISAG-Catering zu verpflegen. Das Cana bietet sich allenfalls für ein Glas unterschätzten libanesischen Rotwein (Château Ksara) an, den man allerdings in jedem libanesischen Restaurant bekommt. Zum Essen geht man besser woanders hin. Mein Libanon-Favorit ist übrigens das Mesa in Wilmersdorf. Da gibt es wirklich feinste orientalische Speisen.

Das Cana ist das Ergebnis eines wirklichen Verlusts. Vorher befand sich in den Räumlichkeiten das Restaurant Duniya. Ihm ist wohl nicht bekommen, dass es nicht nur „Libanese“ sein wollte, sondern auch Steakhouse. Libanese konnte es gut – anders als das Cana. Es fängt schon bei der winzigen Speisekarte an, Gegrilltes gibt es nur in einem 4-Gang-Menü ab 2 Personen; auf einer Wochenkarte finden sich ca. fünf Hauptgerichte zur Auswahl. Das ist dünn.

Eigentlich gehe ich zum Araber, um mir in kleinen Schälchen verschiedene kleine „Schweinereien“ vorsetzen zu lassen, kalt und warm, Pasten und Salate, serviert mit Fladenbrot und sehr absechslungsreich. Damit kann man auch gut ein Hauptgericht ersetzen. Wir hatten sechs Schälchen als Vorspeise. Warmes war nicht dabei und geschmacklich herrschte Langeweile.

Mein Hauptgericht war richtig übel. Das Cana hat es geschafft, Hähnchenbrust so zuzubereiten, dass sie hart-knorpelig wurde. Dazu gab es lauwarme Rosmarinkartoffeln und eine pappig-süßliche Feigensoße. Die Prinzessin war mit ein paar gebratenen Meeresfrüchten etwas zufriedener. Lecker war hingegen der Nachtisch – arabisches Gebäck – vermutlich war es nicht hausgemacht.

Der Service war freundlich und bei den Räumlichkeiten gibt es einen gemütlichen Hauptraum (vom Eingang links) und einen anderen Raum auf der rechten Seite, in dem wir gesessen haben. Preislich ist das Ganze ok: Unsere drei Gänge kosteten 18,90 Euro, aber feinste arabische Speisen sind anders. Ein weiterer Besuch wird allenfalls zum günstigen Mittagslunch stattfinden und wenn bei BDI und BDA die belegten Brötchen aus sind.

Fazit: Für libanesisches Essen fährt man lieber nach Wilmersdorf. Und wer an der Fischerinsel essen will, geht besser zum Inder (Shezan) gegenüber. 

Dazu mehr im nächsten Teil…

Im Internet unter http://www.canarestaurant.de/

Samstag, 6. Oktober 2012

Volta: Gutes Wedding, schmackhaftes Wedding



Zur Erhöhung der Leserzahl und da jeder Blog, der etwas auf sich hält,  Schlagwörter nutzt, fange ich heute auch damit an: Vorleben, Schweinkram, Betty. Mal schauen, ob das für eine Abmahnung reicht. Jetzt komme ich aber zu den wirklich leckeren Dingen. Die Prinzessin und ich sind schon wieder im Wedding gewesen, um mit unserem vielen Geld zur Gentrifizierung der letzten mitte-nah gelegenen urberliner Perle beizutragen.

Wir haben das Volta besucht, das sich unmittelbar am gleichnamigen U-Bahnhof befindet. Es wirkt optisch, als ob sich ein gläsernes Mitteraumschiff verflogen hat. Allerdings im Modus „Autopilot“, denn die Mittebesucher sind nicht mitgekommen. Es waren lauter ganz normale Menschen (keine Touris) an Bord. Bei der Inneneinrichtung war durchaus jemand am Werke, der das nicht zum ersten Mal gemacht hat: Irgendwie hat er es geschafft, eigentlich unschönen Betonboden und die sichtbaren Elektroinstallationen an der Decke so mit gedämpften Licht, dunkelgrünen Polstern und dunklem Holz zu kombinieren, dass man total gemütlich sitzt. Ich bescheinige dem Volta Pärchentauglichkeit, man kann aber auch einfach auf ein Bierchen hingehen.

Der Gastraum mit offener Küche hat die Form eines U. Außenrum sind kleine Bänke zu Sitzgruppen zusammengefasst. In der Mitte steht der große Tresen, an dem man auch sitzen und essen kann. Und damit sind wir beim Thema: Es wird eine kleine Karte angeboten, die Gerichte in der Preisklasse von 5 bis 10 Euro enthält. Die sind dann tapasmäßig und nicht besonders groß, so dass man ruhig zwei oder drei bestellen sollte. Die Qualität liegt aber weit über allen Erwartungen. Es gibt kreative Gerichte, die geschmacklich überzeugen: Die Prinzessin hatte zum Beispiel den „Lollipop“: Entrecôte-Stückchen auf Zitronengras gespießt mit Salat von grüner Mango. Geteilt hatten wir uns vorher die Kartoffelbällchen („Spiceballs“), die indisch gewürzt mit Mango auf einem Tamarinden-Joghurt-Dipp serviert wurden. Das einzige richtige Hauptgericht auf der Karte ist der Burger, mit frischem Rindfleisch und Rucola belegt. serviert mit hausgemachten Pommes. Den habe ich mir schmecken lassen. Die Prinzessin hat den Magen mit einem Cookie geschlossen; mit Krokant drauf, dazu ein paar frische Erdbeerstückchen (kein Tiefkühl aus China) und Ahornsirup. Sie hat dieser Kombination ein Sternchen gegeben.

Als Weintrinker traf mich der Schlag. Es standen tatsächlich nur zwei Weine auf der Karte – einmal rot und einmal weiß. Der Grauburgunder für 4 Euro (0,2 l) war aber wirklich gut trinkbar. Das gilt erst recht für das Bier, das aus einer kleinen Weddinger Brauerei kommt, dem Eschenbräu (Tipp für den nächsten Sommer: Das Eschenbräu hat einen schönen Biergarten).

Fehlt noch ein Satz zum Service: Der ist nett und macht einen guten Job. Da haben wir gerne verziehen, dass der Crémant weiß und nicht wie bestellt rosé war.

Fazit: Kreatives Essen für einen sehr fairen Preis in stylischer Atmosphäre.

Im Netz unter http://www.facebook.com/v4volta