Montag, 28. Mai 2012

Riehmer’s Restaurant – Guy reloaded

Manchmal macht der Frisörbesuch nicht nur attraktiv, sondern auch schlau. Diesmal bekam ich den Tipp, ich müsse mal das Riehmer’s besuchen. Der Name sagte mir was, aber dagewesen bin ich noch nie. Und dann kam die Nachricht vom Inhaberwechsel: das Riehmer‘s wird von Hartmut Guy geleitet, Schauspieler und bis letzten Sommer Inhaber des gleichnamigen Restaurants in der Nähe des Gendarmenmarktes. Mit dem gleichen Koch ist er jetzt nach Kreuzberg gezogen – ganz in die Nähe des Bergmannstraßen-Klientels. Das wohnt ja noch nicht so lange dort, hat einigermaßen  Geld und gehobene Ansprüche. Da passt Guy wunderbar hin.

Um es vorwegzunehmen: Wir (Prinzessin und ich) haben einen tollen Abend erlebt. Weiße Tischdecken und Stoffservietten im Altbauambiente, modern kombiniert mit Edelstahlkerzenleuchter und –vase. Sehr geschmackvoll, aber nicht steif. Das Wohlfühlambiente  wird durch den aufmerksamen und netten Service komplettiert.

Kommen wir aber zum wirklich Wesentlichen: Speis und Trank. Die Küche bewegt sich irgendwo zwischen deutsch und noch stärker österreichisch. Das gilt auch für die Getränke: Almdudler sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Als Aperitif haben wir einen erfrischenden Rosé-Sekt (Schlicher Frizzante) gehabt.  Der anschließende Grüne Veltiner und ein Blaufränkisch haben dazu beitragen, meine Vorurteile gegen Ösi-Wein abzubauen (Viertel für rund 6 Euro). Essen kann man à la carte (meine Friseurin schwärmt von der geschmorten Ochsenbacke), wir haben uns beide für das Drei-Gang-Frühlingsmenü entschieden (35 Euro). Die Vorspeise bestand aus Aal und Aalterrine, außerdem einem Wildkräutersalat und einem Kräutercrêpe, der mit Hechtmousse gefüllt war. Ganz großes Kino. Der Hauptgang war zweierlei vom Rehbock, Kurzgebratenes und Geschmortes. Spitze. Einzig beim Nachtisch gibt es ein Zehntel Abzug in der B-Note. Auf der Karte stand Schmandtarte mit Schokoeis und Rhabarber. Schokoeis war alle und deshalb gab es Rhabarbereis. Das Rhabarberkompott dazu war ein bisschen süß, aber die Prinzessin war begeistert. Wahrscheinlich hätte es mit Schokoeis auch für mich genau gepasst.

Fazit: Gutes Essen, guter Service, nettes Ambiente zu absolut fairen Preisen. Geeignet für Privat und Business. Schön, dass Guy wieder da ist. 

Im Internet unter http://riehmers-restaurant.de

Sonntag, 20. Mai 2012

Restaurant Riogrande: Auf der Suche…

Nein. Es handelt sich nicht um eine spanische Tapasbar, sondern um ein Restaurant mit Österreichischer Küche. Die verwirrend spanische Bezeichnung bezieht sich auf die Lage unmittelbar an der Spree mit Blick auf die Oberbaumbrücke und die O2-World.  Das gehört mit zum schönsten, was Kreuzberg zu bieten hat. Aber warum spanisch? Die  Antwort suche ich bis heute. Das Ambiente ist schick, es herrschen warme Töne vor und das Licht ist angenehm gedämpft. Eigentlich gut geeignet für einen netten Abend zu zweit. Wir (die Prinzessin und ich) hatten um einen gemütlichen Tisch gebeten und fanden uns in unmittelbarer Nachbarschaft einer größeren Gruppe wieder. Und das waren nicht die einzigen Tische, an denen mehr als vier Personen saßen. Freundlicher Protest verschaffte uns einen ruhigeren Tisch, allerdings ohne den schönen Blick über die Spree. 

Das Riogrande bietet Frühstück, eine Karte mit  v.a. österreichischen Speisen und eine wechselnde Abendkarte, von der man sich ein Menü zusammenstellen kann. 3 Gänge kosten 30 Euro. Das Essen hat prima geschmeckt.  Sowohl die Klassiker wie Wiener Schnitzel und Backhendl, aber auch die Auswahl von der Abendkarte. Frischer Lachs auf einem Rhabarber-Selleriesalat und ein Stück schmackhafte Lammkeule machten deutlich, dass der Koch sein Handwerk versteht. Die kleine Käseauswahl als Nachtisch war perfekt temperiert und mit fünf Sorten nicht so klein, wie  der Name vermuten lässt. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.

Während die Küche ihren Stil gesucht und gefunden hat, ist der Service aber noch auf der Suche nach einem Konzept. Was die Freundlichkeit angeht, ist alles im grünen Bereich. Der Rest war allerdings eher touristengruppengeeignet. Es dauerte ewig, bis die Bestellung aufgenommen wurde. Das Brot vorab wurde gänzlich vergessen. Auf die Bitte zum Hauptgang etwas Brot zu bekommen, wurde wir dann aber noch nachträglich mit dem Anfangs-Dipp versorgt. Ein frischer Kräuterquark sehr schmackhaft, aber leider eine Stunde zu spät. Auch bei den Weinen lag der Service (wohl) daneben. Ich wollte gerne etwas Österreichisches trinken, aber keinen Grünen Veltliner, denn mit dem verbinde ich traumatische Erlebnisse. Stattdessen wurde mir ein österreichischer Riesling angeboten. Der schmeckte aber sehr typisch nach Rheingau – und Rheingau hatte ich auch auf der Karte gefunden.  Aber vielleicht habe ich mich ja auch getäuscht und der Tropfen kam tatsächlich aus AT. Zum Hauptgang klappte es dann mit einem Blauen Zweigelt. 0,2 Liter für 4 Euro. Der war gut trinkbar und preislich ok.

Fazit: Das Riogrande sollte sich einen neuen Namen suchen und überlegen, wen es ansprechen möchte. Das Essen und das Ambiente passen (noch) nicht zu Publikum und Service.  

In Internet unter  http://www.riogrande-berlin.de/

Sonntag, 13. Mai 2012

Restaurant „Der Hahn ist tot“: Es lebe der Hahn!

Ein Laden mit coolem Namen - und eine Lage nahe der Kastanienallee. Eigentlich zwei gute Argumente einen größeren Bogen um das Restaurant zu machen. Aber ein Tippgeber (jung, dynamisch, Agentur Frankfurt(Main)) war schwer begeistert. Und deshalb sind die Prinzessin und ich doch einmal hingegangen. Und es hat sich gelohnt.

Seit Herbst 2011 kräht der Hahn nicht mehr und das hat sich rumgesprochen. Ohne Reservierung geht wenig. Hat man einen Tisch bekommen, betritt man einen hellen Gastraum, der schlicht mitte-mäßig gestylt ist. Grauer Dielenboden, ein Geweih an der Wand, aber nicht ungemütlich. Für Menschen Ü50 ist es eher ungeeignet und ein Geschäftsessen würde ich dort auch nicht unbedingt machen. Der Service ist freundlich, schnell und dabei sehr sehr locker.
Unter der Überschrift „ländliche Menüs“ bekommt man für 18 Euro vier Gänge. Es besteht die Auswahl zwischen zwei Vorspeisen. Wählt man Suppe, kann man selber schöpfen (Das „Schlesisch blau“ lässt grüßen). Wir hatten gratinierten Chicorée – einfach aber sehr gut. Der zweite Gang war ein Salat, den man sich selbst anmachen muss (Gruß wie vor). Bei diesem Gang zeigt sich das Besondere am toten Hahn: Trotz des sensationellen Preises wird mit guten Produkten gearbeitet: Im Salat fanden sich Erdbeeren, frischer Spargel und Le-Puy-Linsen, dazu hochwertige Öle und guter hausgemachter Essig. Meine Kaninchenkeule mit Pommery-Senfsauce und Bärlauchpolenta war großartig, meine Begleiterin hatte eine ordentliche Portion Miesmuscheln, dazu hausgemachte Mayonnaise und kross-frische ebenfalls hausgemachte Kartoffelspalten. Insgesamt stehen vier Hauptgänge zur Auswahl. Es folgte ein kleiner Nachtisch und danach waren wir beide satt und zufrieden.
Die offenen Weine sind gut. Wir hatten den Rosé, der allerdings nicht staubtrocken ist und anschließend noch ein Gläschen vom weißen Bordeaux. Das Viertel kostet jeweils 6,50 Euro. Es geht aber beim Weißen auch günstiger. Auch den habe ich probiert (ein Probierschluck wurde sofort angeboten) und auch der ist sehr gut trinkbar.

Im Internet zu finden unter http://www.der-hahn-ist-tot.de/

Fazit: Ein rundum gelungener Abend und sicherlich nicht der letzte Besuch. Es lebe der Hahn!

Donnerstag, 10. Mai 2012

Nord Sud: Kein Leitungswasser – zu Recht

Französisch essen gehen muss nicht teuer sein. Im Nord Sud ist es sogar sehr günstig, aber nicht billig, sondern richtig gut. Diverse Male war ich in den letzten Jahren schon in der Auguststraße bei Monsieur Jean-Claude und bin nie enttäuscht worden.

Das Nord Sud besticht durch seinen improvisierten Charme – ein Gastraum, in dem auch gekocht wird, schlichte Tische und eine einfache Atmosphäre. Der Patron macht den (guten) Service alleine und es gibt keine Speisekarte. Monsieur Jean-Claude hat immer drei Menüs zur Auswahl, jeweils mit drei Gängen. Mit unwiderstehlichem französischem Akzent trägt er die Auswahl vor. Es gibt zum Beispiel Fleisch- oder Fischpastete als Vorspeise, Merguez-Würstchen mit Rataouille oder Fisch als Hauptgang und zum Nachtisch Käse oder Tarte. Das ganze kostet 7,50 Euro – unglaublich, wie er das macht. Und wenn man nett fragt, darf man den einen oder anderen Gang zwischen den Menüs auch austauschen. Die Qualität der Speisen ist für den Preis sensationell. Die Portionen sind nicht riesig, da man aber reichlich Baguette bekommt, wird der normale Hunger auf jeden Fall gestillt. Dazu gibt es Weine, rot, weiß und rosé. Glasweise in guter Qualität, typischer (süd)französischer Landwein, aber auch französisches Bier ist im Angebot. Leitungswasser für lau – und so französisch wie der Laden ist, rechnet man fest damit - gibt es nicht. Es wäre aber unanständig, das bei den Essenspreisen zu erwarten.

Der Wandel von Mitte geht auch am Nord Sud nicht spurlos vorbei. Das Publikum ist internationaler geworden, aber nicht unangenehm, denn es gibt die nötigen (fünfzig) Meter Abstand zur Oranienburger Str.

Appell: Jean-Claude, bitte nehmen Sie für dieses Essen nicht weniger als 9,90 Euro. Das ist es mindestens wert. Und trotzdem werde ich nicht erwarten, dass es Leitungswasser umsonst gibt.

Fazit: Sympathisch, günstig, lecker. C'est si bon! Werde auch in den nächsten Jahren immer mal wieder hingehen.

Internet gibt es nicht, aber Facebook unter http://www.facebook.com/jeanclaude.nordsud