Zunächst macht sich Skepsis breit, denn das Restaurant in Berlin-Mitte kommt fürchterlich „mittig“ daher. Ein Restaurant „Lokal“ zu nennen ist schon eine total cool-kreative Idee und dann kein Schild an den Laden zu machen – darauf muss man erst einmal kommen! „Mittig“ ist auch das Publikum, was ich jetzt wirklich wertfrei meine, denn ich wohne ja auch da. Das Lokal ist auch „mittig“ eingerichtet. Holztische, weiß getünchte Wände und kahle Glühbirnen. Dennoch sitzt man gemütlich, denn das Licht gedimmt und irgendwie stimmt die Atmosphäre. Da hat ein Innendesigner ganze Arbeit geleistet. Allerdings ist es etwas laut, wenn es richtig voll wird. Auf der Toilette findet sich dann aber plötzlich ein Wandgemälde mit schönen Menschen am Strand drauf. Das sind die Reste der Vornutzung – da war ein brasilianisches Lokal drin. Das „Lokal“ gibt es erst seit dem Herbst.
Die Leistung der Küche ist hingegen alles andere als mittig-mäßig. Ein Drei-Gang-Menü wird für 30 Euro angeboten. Stellt man sich selbst etwas zusammen, wird es etwas teurer. Die Portionen sind so bemessen, dass man nicht hungrig hinausgehen wird. Schon das hausgebackene Brot (mit Birnenstückchen) war eine Wucht, aber erst die Vorspeisen: Rindertartar mit Austern. Eine wunderbare Kombination, die der Koch aus den USA mitgebracht hat. Dazu ein gewürztes Rindermark im Knochen serviert. Wer da ist und das auf der Karte sieht, muss zuschlagen. Die zweite Vorspeise war Kürbis mit einer Fleischterrine. Auch toll und überdurchschnittlich, aber das Austerntartar überstrahlt alles. Als Hauptspeise hatten wir beide ein gegrilltes Kalbkotelett unter einer Parmsankruste. Perfekt gewürzt und auf den Punkt gegrillt, serviert auf Gemüse und gebratenen Kartoffeln. So etwas macht richtig Spaß.
Der Service war ebenfalls tadellos, hatte aber, als es am Ende richtig voll war, reichlich Arbeit, alles zu bewältigen. Den ersten dicken Pluspunkt gab es bereits zu Beginn: Weil ich mich nicht so recht zwischen den beiden offenen Rieslingen entscheiden konnte, bekam ich beide zum Probieren. Die Weinauswahl und –qualität ist ordentlich, aber ein 0,2l-Wein schlägt mit rund 7 Euro zu Buche. Aber zu einem solchen Essen muss es einfach ein leckeres Tröpfchen sein.
Im Internet unter http://www.lokal-berlin.blogspot.com/
Im Internet unter http://www.lokal-berlin.blogspot.com/
Fazit: Tolles Essen und preislich absolut fair. Doch die Uhr tickt. Wenn Lonely Planet und Co. das Lokal listen („typical Mitte style, great food“) , wird es mit der Idylle vorbei sein. Deshalb: Schnell hin da!
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