Mittwoch, 2. November 2011

Fleischlust – Chill statt Grill

Zwischen Winzerfest Pankow (einmal und nie wieder) und der „mittlichen“ Heimat liegt der Prenzlauer Berg, und da sind wir ausgestiegen, um essen zu gehen. Wir haben den nördlichen Teil des viel belästerten Viertels aufgesucht, dort wo die Ökoschwabendichte noch nicht so hoch ist. Ziel war das Restaurant Fleischlos, eine Mischung aus Steakhaus und Lounge, was sich auch im Untertitel ausdrückt: chill n'grill.

Es lohnt sich, das mal anzuschauen, aber einmal reicht. Man sitzt recht gemütlich, alles ist in rot gehalten und dezent beleuchtet. Aus den Lautsprechern kommt chillige Elekromusik. Die Bedienungen sind schwarz gekleidet mit Hut und roten Hosenträgern. Das sieht nett aus, macht aber nicht unbedingt schnell. Insgesamt ist alles sehr stylisch und man sitzt ganz gemütlich. Vielleicht hat sich aber jemand auch ein bisschen viel Gedanken zum Marketing gemacht. Bei der Reservierung wurde Knappheit vorgegeben („Zwei Personen bekommen wir gerade noch so rein“), tatsächlich war es gut gefüllt, aber sicherlich nicht ausgebucht. Bei der Menge an Tischen, die da reingepfercht sind, ist das auch nur schwer möglich. Die Weine in der Weinkarte waren so ausführlich langatmig beschrieben, dass ich Bier getrunken habe (Flens, 0,5 l für 3,60€). Hinterher stellte sich heraus, dass genügend Zeit gewesen wäre, die Beschreibungen auch auswendig zu lernen. Die Vorspeise (Knoblauchbaguettesscheiben mit leckerer Salatbeilage) kam noch recht zügig, aber dann begann das lange Warten auf das Steak. Wir waren schon über eine Stunde im Laden, als die Steaks endlich kamen. Während das Kalbshüftsteak meiner charmanten Begleiterin mit frischem Gemüse (16,90 €) gut gelungen war, war mein T-Bone-Steak sehr medium – was die Temperatur anging. Die Kräuterbutter hat sich geweigert, darauf zu schmelzen. Für 30 Euro habe ich aber Lust auf heißes Fleisch. Toll war der Kartoffelgratin, den ich dazu bestellt hatte. Zwei Happen für vier Euro ist aber doch ein bisschen happig. Mehr gibt es zum Essen eigentlich nicht zu berichten.

Der persönliche Höhepunkt und der sympathische Kratzer in der stylischen Fassade war der Gang zum Klo. Die drei Waschbecken (Achtung Mädels! Die sind im „Unisexbereich!“) stammen offenbar noch aus einer Vornutzung. In der Mitte sprudelt das Wasser aus dem Munde einer Bacchusfigur und rechts und links davon räkeln sich zwei barbusige Damen lasziv auf einen Tonkrug und aus diesem sprudelt ebenfalls das Wasser. Hübsch.
Mit der Rechnung kam ein Rabattgutschein für den nächsten Besuch. Den haben wir nicht mitgenommen. Schließlich gehören wir nicht zur Bionade-Bohème, sondern leben in Mitte. Wer mal gucken möchte im Internet klicke auf www.fleischlust-berlin.de.

Fazit: Steak in einem richtigen Steakhaus essen und vielleicht noch auf einen Drink ins Fleischlos.

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