Donnerstag, 13. Oktober 2011

Taverna To Koutouki – ganz ohne Säulen

Mit den griechischen Restaurants ist es ja so eine Sache. Man muss sie eigentlich in zwei Gruppen einteilen. Es gibt den griechischen Griechen und es gibt den deutschen Griechen. Der deutsche Grieche zeichnet sich durch Fleischberge mit Pommes und/oder Djuvec-Reis aus und die Vitamine kommen aus dazu gereichtem Krautsalat, der mit maximal einer Olive und einer Scheibe Gurke gepimpt wird. Fürs Hellas-Feeling gibt es Säulen und Statuen. Damit mich keiner falsch versteht: Manchmal brauche ich das (also das Essen, nicht die Deko), aber meistens sind mir griechische Griechen lieber. Da gibt es dann Dinge zu essen, die man auch in Griechenland findet. Der griechischste Grieche ist sicherlich das Ousies (Grunewaldstr.). Da war ich aber nicht, deshalb schreibe ich dazu auch nichts. Mich hat es nach Kreuzberg an den Kottbusser Damm verschlagen, die Trennlinie zwischen dem angesagten Graefekiez auf der einen Seite und dem hippen Kreuzkölln auf der anderen. Wer diese Entwicklung nicht mag, wird sagen, dass die Welt am Kottbusser Damm noch in Ordnung ist.

Deswegen passt die Taverna eigentlich auch nicht an diese Straße, denn sie ist ein echter Tipp, um lecker in Berlin zu essen. Den griechischer Grieche Faktor liegt bei 80 %. Aber der Reihe nach. Wir haben im freundlichen Gastraum mit Dielenfussboden und Stofftischdecken gesessen und es uns gut gehen lassen. Keine Säulen, keine Statuen, nur ein paar gemalte Bilder mit griechischen Motiven, aber auf jeden Fall geschmackvoll. Der Ouzo (aufs Haus vorab) kam auf Eis in einer kleinen Messingkanne. Absolut undeutsch. Genauso wie die Auswahl an kleinen "Schweineren" – kalt und warm. Wo es sich beim deutschen Griechen oft auf den Zaziki beschränkt, gab es hier eine Auswahl ganz unterschiedlicher Sachen. Wir haben Taramas gegessen, eine Fischrogencreme, außerdem eine Schafskäsecreme und gefüllte Blätterteigtaschen. Alles lecker und in guter Qualität. Als Hauptgerichte gab es dann eine Fischplatte für die Dame und einen anständigen Grillteller für mich. Fisch war gut und reichlich und der Grillteller dem teutonischen Hunger angemessen. Sehr deutsch war auch der mitgelieferte Schlag Zaziki, in dem ich Souvlaki, Gyros, Bifteki und Co. vor dem Verzehr noch einmal schön dippen konnte. Lecker. So will man(n) es haben. Und Frau war mit Tintenfisch und Co. auch sehr zufrieden. Absolut griechisch: Nicht nur Pommes. Die Beilage war frei wählbar und wir haben uns für Backkartoffeln bzw. Reisnudeln entschieden. Der Salat bestand nicht nur aus Kraut, sondern hatte z.B. auch Rucola.

Solche Restaurantbesuche gehen nur am Wochenende. Am morgen danach hätte ich mir unter Geruchsgesichtspunkten nicht begegnen wollen.

Der Nachtisch war vollkommen unnötig, denn wir waren satt. Aber diese Lust auf etwas Süßes... Es fand sich eine Nachspeise, die ich noch nicht kannte: Ravani, ein Grießkuchen mit einem Sirup überzogen. Die Portion reichte locker für zwei. Wunderbar saftig und lieber vom Fleisch oder Fisch etwas einpacken lassen, um das noch zu probieren.

Und sonst: Typischer Wein zum fairen Preis (ein Viertel für 3,50), netter und aufmerksamer Service und am Ende standen 55 Euro auf der Rechnung. Das ist für das, was geboten wurde, ein sehr fairer Preis.

Fazit: Mein erster, aber sicherlich nicht mein letzter Besuch. Wer Lust hat auf Grieche, satt, aber nicht arm werden möchte, sollte am Kottbusser Damm halt machen. Man ist auch schnell wieder weg, denn die U 8 (Schönleinstr.) hält fast vor der Tür.


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