Freitag, 26. August 2011

Jenseits von Wedding: Die Vorgelweide in Tegel

Gänzlich privat hat es mich in den hohen Norden verschlagen. Ich war Essen in Tegel und als Zugereister sei allen ebenfalls Zugereusteb mit Heimatkunde geholfen: Tegel ist nicht nur (noch) ein Flughafen, sondern es gibt auch einen Stadtteil und da fliegen die Flieger nicht drüber - man kann also draußen sitzen und sich unterhalten. Tegel zeichnet sich kulinarisch eigentlich durch die Straße Alt-Tegel aus, die am Ende der U6 beginnt und am Hafen endet. Hier gibt es solche Dinge wie das "Hax'n-Haus", gefühlte 12 Pizzerien und eine Eisdielendichte die an die Spielhallendichte im Wedding heranreicht. Das alles ignoriere ich natürlich (obwohl der Inder auch ganz gut ist).

Ich war stattdessen zwei Straßen weiter im Restaurant "Vogelweide" und obwohl es deutsch klingt, ist es ein Franzose. Innen sehr gemütlich eingerichtet mit viel dunklem Holz und draußen eine nette Terrasse an einer ruhigen Nebenstraße. Auf den gefühlten ersten Sommertag seit drei Monaten haben wir mit einem Cremant d'Alsace angestoßen - gut gekühlt und mit 5,50 Euro fair kalkuliert. Die Karte ist übersichtlich, aber ausreichend, damit jeder etwas findet. Das Tagesmenue kostet 25 Euro und bietet zwei Vor- und zwei Hauptspeisen zur Auswahl, außerdem Käse oder Dessert. Ich habe mit einer schön pikanten Fischsuppe angefangen mit lecker Aioli für die Kollegen am nächsten Tag im Büro. Hat aber keiner was gesagt. Danach gab es ein Rumpsteak mit Pfifferlingen. Superzart, hätte aber ein bisschen mehr rosa sein können. Das gilt auch für den Hauswein. Ein Südfranzose, der von der Farbe und der Kräftigkeit auch einen winterlichen Kaminabend begleiten könnte. Bin danach auf den Weißwein umgestiegen, der passte besser zum Wetter. Meine Begleiterin hatte Fisch mit Hummersauce und Bandnudeln und außerdem habe ich ihr mein Dessert abgetreten.  Pfirsich Melba mit Himbeersauce und einer Kugel Eis. Perfekt für einen warmen Sommerabend. Die Bedienung war freundlich und machte den Service unaufgeregt. So ist das ganze Restaurant. Die weißen Plastiktischdecken wurden mit einem blauen Set verschönert. Später kam noch ein hübsches Teelicht hinzu. Die Servietten waren aus Papier, aber schön gefaltet. Ziel ist nicht, irgendein Schicki-Publikum aus Mitte anzulocken. Die Vogelweide wirkt, als ob sie ihr lokales Stammpublikum habe.

Wer gut Essen will, ohne arm zu werden, aber keine absoluten Höhenflüge sucht, ist gut aufgehoben. Das Preisleistungsverhältnis ist gut. Ich selbst werde dafür nicht unbedingt extra nach Tegel fahren, aber wenn ich mal wieder in Tegel bin, werde ich hingehen. Und würde ich dort wohnen, wäre ich Stammkunde.
Fazit: Schulnote 2 und zusätzlich ein Sternchen für ein stimmiges Gesamtkonzept.

http://www.vogelweide.net/

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