Sonntag, 26. Mai 2013

Austeria Brasserie: Wer suchet, der findet…


…etwas zu meckern. Diesmal war es allerdings nicht ganz einfach – jedenfalls bis zum Hauptgang. Schon wieder haben die Prinzessin und ich uns auf den weiten Weg in den Westen aufgemacht – diesmal nach Schmargendorf in eine Gegend, wo es nicht mal mehr U-Bahnen für die Anreise gibt. Ziel waren die Austeria Brasserie und das Morgenpostmenü, das dort angeboten wurde. Dahinter steckt ein West-Berliner Gastro-Urgestein namens Walter Schuber, der – wenn man den Ausführungen in der Zeitung glauben darf – die Austeria nicht unbedingt wegen des Geldes betreibt, sondern weil er Spaß daran hat, Gastgeber zu sein. Und irgendwie merkt man das.

Am Eingang fällt der Blick auf frischen Fisch, der auf Eis auf Genießer wartet. Im freundlichen und großzügigen Gastraum wird Parkettboden mit vorwiegend weißen Wänden und klassischem Bistrorot bei den Stühlen kombiniert. So gelingt es, eine Atmosphäre zu schaffen, die sich sowohl für ein Essen zu zweit als auch für ein Businessdinner eignet. Doch was erblicke ich am Fenster: Drei schöne weiße Orchideen – aber ohne Über- und dafür im durchsichtigen Plastiktopf und einer noch mit Klebeschild dran. Wie konnte denn das passieren?

Wir starten mit einem Cremant von der Loire, der durchaus etwas trockener hätte ausfallen dürfen (6,50 Euro). Der zu Beginn noch etwas aufgedrehte Service erklärte gleich mehrfach, dass Cremant französischer Sekt sei. Offenbar haben wir einen etwas uninformierten Eindruck gemacht. Die Weinbegleitung zum Menü stammte dann ausschließlich vom Weingut Stigler, einem badischen VdP-Weingut (Verband der Prädikatsweingüter). Alle von guter Qualität und alle typisch badisch.

Wir beginnen unser Essen zu genießen: zwei Sorten frisches Brot mit Olivenöl und Kräuterquark und ein Ziegekäse-Gruß aus der Küche vorweg, dann das eigentliche Menü mit Jakobsmuschel-Carpaccio, einem Bärlauchsüppchen mit Kaninchenrücken sowie Saibling mit Spargelragout. Lauter frische Zutaten, geschmacklich richtig gut und auch für solche Esser geeignet, die nicht jeden Tag irgendwelche höchst kreativen Mischungen aus asiatischer und Brandenburger Bauernküche benötigen. Weitgehend misslungen war hingegen der Hauptgang, über den auch am Nachbartisch hörbar gemeckert wurde: Während das Perlhuhn gut gebraten war, waren sowohl der Radicchio mit einer Balsamicosauce als auch der Fenchel-Kartoffelbrei vollkommen übersäuert. Der süße Abschluss u.a. mit Estragonparfait machte diesen Ausrutscher aber wieder vergessen. Insgesamt durften wir solide Brasserie-Küche auf hohem Niveau genießen 

Die Prinzessin meinte, es sei auch mal ganz schön, wenn das Servicepersonal nicht Anfang 20 sei. Damit ist eigentlich alles über den professionellen Service gesagt.

Fazit: Ein gut überlegtes und stimmiges Konzept, das für viele Lebenslagen passt. Wir haben einen kulinarisch schönen Abend verbracht.

Im Internet unter www.austeria-brasserie.de

Montag, 20. Mai 2013

Brenner: sympathisch, aber noch einige Luft nach oben.



Eine Restaurantkritik aus der Morgenpost, die schon lange an unserem Kühlschrank hing, musste endlich mal „abgearbeitet“ werden. Deshalb waren wir im Brenner in Schöneberg, nicht weit vom Viktoria-Luise-Platz. Im durchaus rustikalen Ambiente geht es dennoch edel zu: Weiße Tischwäsche und schön eingedeckte Tische lassen auf gehobene, jedenfalls ambitionierte Gastronomie  schließen. Dem Gault Millau ist das immerhin 13 Punkte wert. Soviel haben auch der Grill Royal oder das Paris-Moskau. Die Prinzessin und ich verleben einen recht gemischten Abend, wo zwischen gutem Willen und überdurchschnittlichen Resultat noch eine Lücke klafft.

Der Start mit einem Cremant von der Loire (faire 6 Euro) und dem Hauscocktail (Prosecco mit Malaga d’Asti – eine Art Edel-Lambrusco) , kombiniert mit frischem Brot und fantastischen Kräuteraufstrich, von dem es sogar Nachschlag gab, ließen die Erwartungen steigen, gleiches galt für den Gruß aus der Küche, ein Rote-Beete-Süppchen mit Meerrettich-Schaum, eine ganz großartige Aromakombination.  Die Karte bietet drei Menüs an, wobei zwei keinen Menüpreis haben. Ein Hauptgericht kostet dann ca. 20 – 25 Euro. Wir hatten ein sog. Erlebnis-Menü, bei dem drei Gänge für 35 Euro zu haben sind, was uns nicht genug war, weswegen wir vier Gänge genommen haben, die es inklusive Weinbegleitung für 60 Euro gab.

Da die Prinzessin schon für Pfingstmontag Jakobsmuscheln bei mir  geordert hatte,  tauschte sie die erste Vorspeise gegen Entenstopfleber mit Rhabarberküchlein. Eine weise Entscheidung, denn während sie eine Delikatesse auf den Teller bekam, erhielt ich total versalzene Jakobsmuscheln. Die waren zu lange mariniert worden. Der Service und auch der Koch entschuldigten sich mehrfach. Kann halt passieren, ist aber ärgerlich. Die sich anschließende Bärlauchsuppe war ok. Das Tartar von der Kalbszunge, das dazu gereicht wurde, war hingegen wieder etwas Besonderes. Das gilt auch für einen Teil des Hauptgangs – es gab Lammbries. Das findet sich nur selten auf den Speisekarten, schmeckt wie Kalbsbries, nur ein ganz bisschen nach Lamm. Diese zarte weiße Innerei war ganz großartig. Sie wurde mit Lammkarree serviert. Bestes Fleisch, rosa gebraten, aber leider nicht 100 % heiß, als der Teller auf den Tisch kam. Lauchquiche und Auberginenconfit passten gut und schmeckten. Zum Nachtisch gab es dreierlei von Rhabarber (Eis, Mousse und Eingelegtes). Einzeln steht es für  sieben Euro auf der Karte und bietet ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.

 Die Weine waren sehr gut trinkbar, aber vollkommener Mainstream, der nicht in Erinnerung bleibt. Unschön war, dass es den Edel-Lambrusco aus dem Hauscocktail auch als Begleiter zum Rhabarber gab, wofür er zu süß war. Schön hingegen, dass die Prinzessin zur Entenleber einen Sauternes (weißer Süßwein aus Bordeaux) bekam. 

Der Service war freundlich und professionell, wobei der Azubi (vermutlich war es einer) etwas mehr Anleitung braucht: Dass ein Besteckstück beim Abräumen auf den Boden fallen kann, ist nicht schlimm. Als besonders pflegeleichter Gast habe ich es schnell aufgehoben. Das wurde aber als Geste missverstanden, dass ich es weiterbenutzen wollte. Und sehr gut meinte es der junge Mann dann mit unserem Mineralwasser: Er sorgte dafür, dass wir auch den letzten, wirklich den allerletzten Tropfen aus der Flasche genießen konnten und schüttelte diese kräftig über den Wassergläsern aus. Der Abend endete als Kompensation für die Jakobsmuscheln mit kleinen Kuchenstückchen (lecker!) und einem Digestif auf Haus. Auf der Rechnung fehlte ein Aufschlag für die Entenleber der Prinzessin, obwohl ausdrücklich angeboten und beim Rausgehen haben wir uns noch nett mit Koch Robert Lasarow unterhalten – über Lammbries und dass in der Küche halt mal was schief gehen kann.

Fazit: Tolle Ideen treffen auf kleinere Schwächen, bei einem ordentlichen Preis-Leistungsverhältnis. Man merkt: Da geht noch mehr.