Montag, 9. April 2012

Lochner am Lützowplatz: Gutes Essen – unaufgeregt

Der erste Gedanke war, das Restaurant in der Überschrift als den „Anti-Grill Royal“ zu bezeichnen. Das hätte aber den falschen Eindruck erweckt, dass im Lochner mit billigen Zutaten gekocht wird, was nicht stimmt. Es passt aber hinsichtlich des In-Faktors. Ins Lochner sollte man gehen, wenn man richtig gut essen möchte und bereit ist, dafür ein paar Euros zu bezahlen, ohne eine unfaire Rechnung zu bekommen. Ein Glas Vaux-Sekt wird z.B. mit 6,80 Euro berechnet und die Flasche Wasser liegt bei 7 Euro. Stylisches Mitte-Flair sucht man hier vergebens.

Wir waren zum Morgenpostmenü da, was uns wieder einmal fünf Gänge für 60 Euro bescherte. Die Küche bewegt sich irgendwo zwischen deutsch, französisch und Mittelmeer und ist ein echter Genuss. Es ging los mit Lachs, Lardo (eigentlich reines Fett, aber in der Kombination hat es sogar meiner begleitenden Prinzessin vorzüglich gemundet) und Parmesan. Es folgte eine Bärlauchsuppe mit Garnelen und beide Gänge haben prima geschmeckt. Begleitet wurden die beiden Gänge von einem Weiß- und dann einem Grauburgunder, und ich habe selten erlebt, dass die Weine so gut zu den Gängen passten wie an diesem Abend. Vielleicht liegt es daran, dass die Inhaber verheiratet sind und deshalb seine Küche so gut zu ihrer Weinauswahl passt (bzw. umgekehrt). Der dritte Gang waren gefüllte Gänseleberravioli mit Spitzkohl auf Ochsenbackensoße. Hier habe ich den einzigen Meckern-auf-hohem-Niveau-Punkt: Der Spitzkohl war karamellisiert und hat die Gänsestopfleber in der Ravioli leider erschlagen. Ohne Tadel war hingegen der gebratene Kalbstafelspitz auf grünem Erbsenpüree und auch der Nachtisch, eine Schokoladencreme mit Banane und Cashewkernen bleibt in guter Erinnerung, was auch am Morio Muskat liegt, der dazu serviert wurde. Insgesamt gut gemachte und solide Küche, ohne Chichi und irgendwelche durchgeknallten „Asien-trifft-Bayern-Küche -und-das alles-im-Molekularstyle“- Experimente. Ins Bild passt der aufmerksame, freundliche und absolut professionelle Service, dem seine Arbeit sichtbar Spaß gemacht hat, und ein Ambiente, in dem warme Töne überwiegen. Leider war es etwas laut, da der Fliesenboden den Schall nur unzureichend schluckt. Selbstverständlich gab es vorab Brot und Aufstrich und eine Toilette ohne Klofrau, die die Hand aufhält. Im Lochner wird der Gast wie ein Gast behandelt.

Fazit: Das Lochner steht auf der Liste für einen erneuten Besuch. Entweder für ein entspanntes Geschäftsessen oder privat, wenn Mama und Papa mal wieder nach Berlin kommen, denn die wollen keine Experimente und können auf Szene verzichten.

Im Internet zu finden unter http://www.lochner-restaurant.de

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