Sonntag, 4. März 2012

Schlesisch blau: Kreuzberg von seiner guten alten Seite

Der Wandel in Kreuzberg macht vor der Gastronomie nicht halt. Und man mag annehmen, dass es am Schlesischen Tor, das zu den Lieblingsorten der Easy Jet Set-Touristen gehört, nichts mehr zu essen gibt, was jenseits von Fast Food und billig liegt. Aber weit gefehlt. Es gibt am Anfang der Köpenicker das Schlesisch Blau. Das ist preiswert (billig könnte man auch schreiben, aber das klingt zu billig) und gut. Aber gar nicht schick – also eigentlich das totale Gegenteil vom Sage Restaurant, von dem ich kürzlich berichtet habe. Es handelt sich um einen einzigen Raum mit alten Holzmöbeln und Holzfußboden. Über der Theke hängen eine alte Martini-Neonwerbung und Glasleuchten, die heute als Retrochic verkauft werden. Sie hängen wahrscheinlich schon viele Jahre an ihrem Platz und geben gemütliches Licht ab. Die Gäste sind angenehm langweilig normal.


Wer das erleben möchte, sollte unbedingt reservieren (030-69 81 45 38). Versorgt wird der Gast mit einem feststehenden Menü, das vier Gänge hat (17 Euro). Früher war sonntags geschlossen. Jetzt gibt es sechs Gänge und die hatten wir bei unserem Besuch. Kostenpunkt: 25 Euro inklusive Livemusik (dazu unten mehr). Den ersten Gang gibt es in Selbstbedienung. Ein großer dampfender Topf leckerer Suppe (bei uns Kartoffel-Meerrettich) steht auf einem holzbefeuerten Ofen. Dann folgt Salat, der in Schüsseln an die Tische kommt. Den darf man sich dann mit zahlreichen Essigvariationen (z.B. Kräuter, Himbeer, Heidelbeer) nach Geschmack „pimpen“. Außerdem gab es noch geschmorte Kalbshaxe und ein Stück Rinderzunge auf Kartoffelsalat. Nachtisch war ein Stück Kuchen. Das schmeckt alles richtig gut, aber Gourmetküche darf man natürlich nicht erwarten. Die Leistung ist für den Preis sensationell. Die Küche ist französisch und ein bisschen deutsch ausgerichtet. Aus diesen Ländern stammen auch die Weine, deren Qualität überzeugt (die offenen (0,2 l) für 4 Euro). Und auch der Service ist aufmerksam und sehr nett.
Aber natürlich gibt es auch etwas, was den guten Eindruck trübt. Es ist nicht wirklich gut geheizt im Schlesisch blau, aber meine charmante Begleiterin hatte eine Elektroheizung an ihrer Seite, so dass sie es aushalten konnte. Beeindruckend war die Livemusik. Die war laut, lag irgendwo zwischen Blues und Rock und passte eigentlich gar nicht in ein Restaurant. Den ersten Teil des Auftritts (nach dem 5. Gang) haben wir uns angehört, dann kam der Kuchen. Als wir den aufhatten, waren wir satt und sind gegangen.


Internet:  Es scheint keine Homepage zu geben. Würde auch nicht passen.


Fazit: Gemütlich, günstig, Kreuzberg. Aber beim nächsten Mal lieber ohne Livemusik.






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