Der Preussen-Prinz hatte seine Hochzeit (oder war es die Verlobung?) dort gefeiert und das hatte meine bessere Hälfte dazu bewogen, mich ins Sage Restaurant auszuführen. Es liegt – wie der gleichnamige Club - an der Köpenicker Str. Dazwischen ist aber ein Kilometer Entfernung und außerdem die Bezirksgrenze zwischen Mitte und Kreuzberg. Der Prinz hat einen Ort ausgewählt, wie er typischer für das neue Berlin nicht sein kann. Eine alte Fabrikhalle mit auch von innen sichtbaren Ziegelsteinen wurde stylisch hergerichtet. Es gibt Monitore, auf denen eine Installation läuft und in Glasbehältern liegen Hunderte von Weingläsern, die den Gast am Eingang erwarten. Die Toiletten sind komplett schwarz mit gedämpfter farbiger Beleuchtung und eigentümIicher Hörspieluntermalung. Sehr stylisch, aber keinesfalls ungemütlich. Im Sommer gibt es Außengastronomie an der Spree. Die Zielgruppe ist schwer zu definieren. Es gibt große Tische, die sich wohl an (Reise)Gruppen richten, es gibt kleinere Tische ohne weiße Decke und es gibt Tische, die richtig eingedeckt sind. Einen solchen hatten wir. Der Blick auf die Karte hält ebenso eine Bandbreite bereit. Es gibt die Italo-Ecke mit Pizza und Pasta, aber auch Austern und Hauptgerichte in der 25 Euro-Liga. Wir haben uns jeder für ein 4-gängiges Überraschungsmenü entschieden, das mit je 42 Euro auf der Rechnung steht. Die Weinbegleitung dazu lag bei 26 Euro. Dafür gab es anständiges Essen, aber nichts, was einen wirklich übermäßig ins Schwärmen bringt. Es ging mit einem krossen Stück Fisch (Zander, meine ich) mit leckerem Paprikagemüse los. Es folgte eine Maronensuppe und dann zum Hauptgang Rinderbraten (leider zäh) und ein Stück Rinderfilet. Der Nachtisch war ein heißer Schokoladenkuchen – sehr lecker und das sehen andere auch so: Unsere Bedienung erzählte uns, dass sie immer hofft, dass er in der Küche misslingt, damit das Personal auch etwas abbekommt. Dazu wurde ein Sorbet gereicht. Die Weine passten gut und deckten Deutschland, Österreich und am Ende Frankreich ab. Von dort kam der Dessertwein – ein frischer Jurançon. Der Service war freundlich, aber leider kam der Wein bei zwei Gängen erst nach dem Essen an den Tisch.
Insgesamt überzeugt das Sage Restaurant mehr durch sein Ambiente als durch seine Küche. Beim nächsten Mal würde ich mich wohl an einen der Tische ohne Tischdecke setzen und etwas von der Italokarte nehmen. Ein idealer Ort, um Berlinbesuchern das moderne Berlin zu zeigen. Das hat der Prinz sich vermutlich auch gedacht. Der Münchener wird sich im stylischen Ambiente sicher wohlfühlen. Gleichzeitig kann er sich abgrenzen, weil man in München nicht in unverputzten Ziegelsteingemäuern sitzt (vermute ich mal so).
Fazit: Ein Stern fürs Ambiente und eine kleine Kochmütze für den Rest.
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