Mittwoch, 23. November 2011

E-in-B auf Dienstreise: Al Pappagallo in Bremen

Eigentlich ist meine „Hood“ ja Berlin, aber wenn einem in der Ferne Gutes widerfährt, ist das trotzdem einen Beitrag im Blog wert. Und so war es am Dienstag im schönen Nordwesten – genauer: in Bremen. Bevor ich ins Gewerkschaftshaus gegangen bin, um mich dort über Sozialstandards in der Lieferkette zu unterhalten, war ich „beim besten Italiener der Stadt“ (so mein Gastgeber) und habe das Drei-Gang.Mittags-Überraschungsmenü gegessen, das nicht ganz 100 % Überraschung war, weil man zwischen Fleisch und Fisch wählen konnte. Aber der Reihe nach. Durch eine etwas unscheinbare Einfahrt gelangt man in das moderne und helle Restaurant, in dem Grautöne dominieren (aber die Tischdecken sind natürlich weiß). Dennoch ist die Atmosphäre alles andere als unterkühlt, was auch (aber nicht nur) am herzlichen Service gelegen hat. Vorweg ein Gläschen Prosecco und eine Auswahl an Brot, wie ich sie lange nicht (oder noch nie?) gesehen hatte. Frisch und knackig. Das alleine hätte mich schon glücklich gestimmt. Aber dazu gab es eine Spinat- und eine Thunfischcreme. Wäre ich privat dort gewesen, hätte ich die kleinen Schälchen zum Munde geführt, um auch  noch den letzten Rest herauszuschlecken.
Die Vorspeise war Melone mit tollem Parmaschinken. Den gibt es vermutlich öfter, denn der Patrone hat eine neue raumfüllende und rot leuchtende Schneidemaschine, wo die Scheiben vom ganzen Schinken geschnitten werden. Zum Hauptgang kam Kabeljau in Senfsauce auf den Tisch mit knackigem Gemüse und Kartoffelbeilage. Auch hier gab es nichts zu meckern, was auch an göttlichen Wein vom Gardasee gelegen hat, in dem der Fisch ein letztes Mal schwimmen durfte. Der süße Abschluss war ein doppelter: Panna Cotta und Mousse au Chocolat und wenn ich privat da gewesen wäre… aber das hatten wir schon. Das Menü steht für 15 Euro auf der Karte. Da könnte man denken, man is(s)t in Berlin. Ich vermute, dass die Getränkepreise eher dem Niveau des Essens entsprechen. Alles andere wäre ein Verlustgeschäft.

Fazit: Wenn ich meine Schwester das nächste Mal in Oldenburg (Oldb) besuche, werde ich in Bremen aussteigen müssen – und nicht um ins Gewerkschaftshaus zu gehen.

Sonntag, 20. November 2011

Restaurant Quarré – Eine Etage unter den zwei Sternen

Das Leben in Berlin bleibt günstig. Da macht nicht einmal das Adlon eine Ausnahme – aber nur ausnahmsweise. Das Morgenpostmenü fand dort statt. So haben wir uns auch mal ins Adlon getraut und wieder fünf Gänge für 60 Euro bekommen – inklusive Wein. Den Tisch an einem Freitag Abend gibt es aber nur, wenn man sich ans Telefon stürzt, sobald das Angebot in der letzten Samstagszeitung des Monats erscheint. Für den ersten Stock, wo das gerade mit einem zweiten Stern gekürte Luxusrestaurant liegt, hat es aber nicht gereicht. Wir haben es uns im Erdgeschoss gut gehen lassen.

Der Empfang war perfekt. Garderobe abgegeben, zum Tisch gebracht, Stuhl ran gerückt und gefragt, ob das Menü so bleiben kann oder ob man irgendetwas nicht mag. Extra für arme Morgenpostesser gab es das Gläschen Schampus für 'nen Zehner und auch das Wasser wurde zum Discountpreis angeboten (9 Euro) – da haben wir gleich zwei Flaschen getrunken (Wasser). Das gibt eine Idee, was man ansonsten abdrücken muss. Der Service war freundlich und professionell, aber vielleicht ein bisschen distanziert. Und so wirken auch die Räumlichkeiten.

Kommen wir zum Wesentlichen – dem Essen. Drei Sorten warmes Brot und dazu normale und Tomatenbutter. Letztere war kaum verstrichen, da kam auch schon Nachschub. Beim nächsten Besuch werde ich versuchen, die Schlagzahl beim Verzehr noch weiter zu erhöhen, denn die fünf eigentlichen Gänge waren mehr für den Geschmack als zum Sattwerden. Dann wurden wir verwöhnt mit Kabeljau und Trüffelmayonnaise, Weinbergschnecken in Kräutervelouté, Müritz-Saibling und schließlich ein wunderbares Stück vom Brandenburger Reh. Phantastisch. Bei den Weinen gab es zu drei Gängen einen Südfranzosen in drei Farben (Weingut Clos des Nines). Nicht wirklich edel, aber runde Weine, die perfekt zum Essen passten. Der Nachtisch bestand aus lauwarmem Schokokuchen und Sauerrahmeis. Hier war es dann vorbei mit der Perfektion – jedenfalls thermisch. Der Kuchen war dampfend hieß, dafür das Eis so hart, dass es vom Teller sprang. Sehr nett: Zum Espresso (Sonderpreis 2,50 Euro) gab es einen kleinen Zitronengugelhupf. Und was gab es sonst noch zu meckern? Keine Stoffhandtücher auf der Toilette und Herantragen der Teller auf Tabletts.

Fazit: Sehr gutes Essen, sehr guter Service – das Adlon hat die Erwartungen erfüllt. Aber die Normalpreise haben es in sich - da zahlt man dann auch den Namen mit.

Mittwoch, 2. November 2011

Fleischlust – Chill statt Grill

Zwischen Winzerfest Pankow (einmal und nie wieder) und der „mittlichen“ Heimat liegt der Prenzlauer Berg, und da sind wir ausgestiegen, um essen zu gehen. Wir haben den nördlichen Teil des viel belästerten Viertels aufgesucht, dort wo die Ökoschwabendichte noch nicht so hoch ist. Ziel war das Restaurant Fleischlos, eine Mischung aus Steakhaus und Lounge, was sich auch im Untertitel ausdrückt: chill n'grill.

Es lohnt sich, das mal anzuschauen, aber einmal reicht. Man sitzt recht gemütlich, alles ist in rot gehalten und dezent beleuchtet. Aus den Lautsprechern kommt chillige Elekromusik. Die Bedienungen sind schwarz gekleidet mit Hut und roten Hosenträgern. Das sieht nett aus, macht aber nicht unbedingt schnell. Insgesamt ist alles sehr stylisch und man sitzt ganz gemütlich. Vielleicht hat sich aber jemand auch ein bisschen viel Gedanken zum Marketing gemacht. Bei der Reservierung wurde Knappheit vorgegeben („Zwei Personen bekommen wir gerade noch so rein“), tatsächlich war es gut gefüllt, aber sicherlich nicht ausgebucht. Bei der Menge an Tischen, die da reingepfercht sind, ist das auch nur schwer möglich. Die Weine in der Weinkarte waren so ausführlich langatmig beschrieben, dass ich Bier getrunken habe (Flens, 0,5 l für 3,60€). Hinterher stellte sich heraus, dass genügend Zeit gewesen wäre, die Beschreibungen auch auswendig zu lernen. Die Vorspeise (Knoblauchbaguettesscheiben mit leckerer Salatbeilage) kam noch recht zügig, aber dann begann das lange Warten auf das Steak. Wir waren schon über eine Stunde im Laden, als die Steaks endlich kamen. Während das Kalbshüftsteak meiner charmanten Begleiterin mit frischem Gemüse (16,90 €) gut gelungen war, war mein T-Bone-Steak sehr medium – was die Temperatur anging. Die Kräuterbutter hat sich geweigert, darauf zu schmelzen. Für 30 Euro habe ich aber Lust auf heißes Fleisch. Toll war der Kartoffelgratin, den ich dazu bestellt hatte. Zwei Happen für vier Euro ist aber doch ein bisschen happig. Mehr gibt es zum Essen eigentlich nicht zu berichten.

Der persönliche Höhepunkt und der sympathische Kratzer in der stylischen Fassade war der Gang zum Klo. Die drei Waschbecken (Achtung Mädels! Die sind im „Unisexbereich!“) stammen offenbar noch aus einer Vornutzung. In der Mitte sprudelt das Wasser aus dem Munde einer Bacchusfigur und rechts und links davon räkeln sich zwei barbusige Damen lasziv auf einen Tonkrug und aus diesem sprudelt ebenfalls das Wasser. Hübsch.
Mit der Rechnung kam ein Rabattgutschein für den nächsten Besuch. Den haben wir nicht mitgenommen. Schließlich gehören wir nicht zur Bionade-Bohème, sondern leben in Mitte. Wer mal gucken möchte im Internet klicke auf www.fleischlust-berlin.de.

Fazit: Steak in einem richtigen Steakhaus essen und vielleicht noch auf einen Drink ins Fleischlos.