Dienstag, 20. September 2011

Nepal Haus - Gut gegessen, schlecht gesessen

Heute war Experimentiertag. Ich bin schon öfter im Nepal Haus an der Gneisenaustr. vorbeigekommen, meistens wenn ich gerade andere Dinge im Kopf hatte als Nahrungsaufnahme. Da ich aber einen Grund hatte, mir etwas zu gönnen (ganz tapfer war ich beim Zahnarzt), bin ich mit meiner Liebsten dahingegangen. Nepalesisch habe ich noch nie gegessen und wenn mir jemand gesagt hätte, dass es indisch ist, hätte ich das auch geglaubt.

Ich hatte ein Lammcurry und durfte auch vom Nepalteller meiner charmanten Begleitung probieren. Es hat richtig gut geschmeckt. Fein abgeschmecktes Curry mit zartem Fleisch, eine gute Linsensuppe als Teil des Nepaltellers, dazu Gemüse und toller Reis, der schnell noch einmal nachgebracht wurde, weil er aufgegessen war. Es hätte aber gerne mehr sein dürfen, nicht nur, weil es so lecker war. Mit großen Mühen habe ich den Späti auf dem Weg nach Hause rechts liegen lassen, denn ein guter Beutel Chips (Chio Peperoni, die besten Chips von der ganzen Welt) wäre noch locker reingegangen. Aber man ist ja keine 20 mehr und in den kommenden Wochen gibt es doch so manche Veranstaltung, wo das eine oder andere Buffet nicht ungenutzt verlassen werden soll. Wein habe ich nicht getrunken, denn in meiner Karte fehlte die entsprechende Seite. Dafür ein gut gezapftes Bier und meine Liebste hatte einen leckeren Lassi, von dem ich seit heute weiß, dass es ihn auch ohne Mango gibt.

Genug des Lobes. Die Atmosphäre ist – na ja, sagen wir: schlicht. Olle Möbel, dazu ein paar asiatische Statuen. Also nicht für gemütlich. Die Bedienung war freundlich und recht aufmerksam, aber ein zum Aufladen abgelegtes Handy klingelte ewig lange, ohne dass jemand dran ging. Leider war es recht leer, was aber auch dem Tag des Besuchs, ein Dienstag Abend geschuldet sein dürfte.Nur ein paar Uralt-Kreuzberger waren mit uns da. Die kennen sich aus und wissen, wo das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. 21,80 Euro standen auf der Rechnung. Das ist günstig und reicht im Umkreis kaum noch, um 2 qm sanierten Altbau zu finanzieren.

Fazit: Für den kleinen Hunger und den kleinen Geldbeutel. Augen zu und ganz aufs Essen konzentrieren!

Dienstag, 13. September 2011

Fantasia: Döner, wo Mitte am Schönsten ist.

Es gibt ihn noch, den richtigen Dönerladen in Mitte. Ganz in der Nähe meine Wohnung und immer da, wenn ich nach Hause komme, ist Fantasia, das sich selbst als „Café-Restaurant-Pizzeria“ bezeichnet. Eine eigene Homepage hat es nicht, aber gefunden habe ich das hier: ://www.hierberlin.de/index.php?site=gastro_detail&gew_ID=148. Die Beschreibung dort stimmt zu 100 % überhaupt nicht. Richtig ist nur – Fantasia ist geöffnet und zwar 365/7/24. Fantasia ist für einen Imbiss riesig, hat einen großen Flachbildschirm und auch einen abgetrennten Bereich für Raucher mit Wartehallenatmosphäre. Da stehen auch die Spielautomaten drin. Ist immer ganz gut besucht. Ich kenne es nur vom Reingucken. Tritt man vor die Tür, ist man an der Brückenstr., die von der Jannowitzbrücke kommt und dann zur Heinrich-Heine-Str. wird. In der Morgenpost stand mal, dass das nahe Heizkraftwerk an der Spree mit seinem Schornstein aussieht, als ob es den Besuchern der Gegend den Stinkefinger zeigt. Ich lasse das mal unkommentiert. Zurück zum Fantasia. Ich bin Stammkunde. Der interessierte Leser des Blogs wird sich fragen, warum es dann so lange gedauert hat, bis das Fantatsia Erwähnung findet. Es gibt einen einfachen Grund: Kürzlich hatte ich Geburtstag und da meine Liebste mit Kamillentee das Bett hütete, habe ich mir Chi-Chi-Fünf-Gänge-großer Teller-nix-drauf geschenkt und habe etwas Reales gegessen:

Einen Döner und ein halbes Hähnchen – zum Mitnehmen. Und es war einfach (und) lecker. Ich schwöre auf „Döner mit alles“ (Dativ würde die Sache nur unnötig kompliziert machen), Kräutersauce und ein Löffelchen scharfes Pulver. Man darf die Kräutersauce nie durch scharfe Sauce ersetzen – bei keinem Döner, sondern scharf muss aus dem roten Pulver kommen. Das bei Fantasia ist besonders scharf, deswegen macht man es auch selbst drauf. Dürüm Döner steht auf der Karte, gibt es aber nie. Und die engstirnige Kundschaft hat es jetzt geschafft, dass alle ambitionierten Grillgerichte (Sis-Kebab und so'ne Sachen) von der Karte gestrichen wurden - genauer: Sie sind an der gelb-grünen Neonreklame über der Theke mit schwarzem Edding durchgestrichen. Der Döner kostet mittlerweile 2,60 Euro, dabei war die Erhöhung von 2,30 Euro auf 2,50 Euro noch gar nicht so lange her. Das ist preislich fair, hat aber was von Inflation. Der Döner schmeckt, hat eine angemessene Größe (etwas schwankend, je nach Tageszeit und Dönermann). Falafel schmeckt auch (sagt meine Liebste) und auch der Salat gegen das schlechte Gewissen ist ganz in Ordnung, Gräuslich ist hingegen die Pizza. Wer darauf Lust hat, sollte lieber im Späti nebenan eine Ristaurante von Dr. Oe. kaufen. Und am besten ist der Döner, wenn man dazu noch einen gut gekühlten Ayran (gesalzenes Joghurtgetränk) nimmt.

Fazit: Wer einen soliden Döner essen möchte, ist im Fantasia genau richtig. Und eine besondere Atmosphäre gibt es auch noch dazu.

Montag, 5. September 2011

Restaurant "Il punto": Mangare Bene in Mezzo*

In der Zeitung war es angekündigt, als „das Speisezimmer de Politik“. Das hängt mit der Geschichte zusammen, die gewisse Ähnlichkeit zur StäV** aufzeigt. In den Zeiten der Bonner Republik hatte der Patrone eine Pizzeria in Bonn. Nach einer Zwischenstation nahe dem Brandenburger Tor (hat die StäV nicht gemacht – sie würde aber was das Publikum angeht, ganz gut dahin passen), ist das il punto jetzt in der Neustädtischen Kirchstraße, im Eck zwischen UdL*** und Friedrichstr. Die Ecke ist terra incognita, denn bis vor gar nicht so langem war dort alles verrammelt wegen alter US-Botschaft und dann war alles Baustelle und gesperrt. Jetzt kann man aber tatsächlich wieder durchfahren. Wir haben aber angehalten und es uns gut gehen lassen.

Das Morgenpostmenü im August füllte das Haus in der Sommerpause. Und es war wunderbar: Aufmerksamer Service, gediegene Atmosphäre in hochwertigem Ambiente und trotzdem gemütlich. Während der Sommermonate ist auch der Innenhof zum Restaurant umgebaut. Nett gemacht, aber die Hofatmosphäre bleibt – also drinnen reservieren. Das Essen bestand aus fünf Gängen. Eine bunte italienische Mischung – natürlich ohne Pizza, aber mit Nudeln, Kalbscarpaccio, einer Kartoffel-Lauchcremesuppe mit Trüffel und Fisch als Hauptgang. Ein bisschen mehr Fleisch wäre nicht schlecht gewesen, dann hätte der Rotwein, ein Primitivo aus Apulien auch nicht runtergekühlt werden müssen, um ihn passend zum Fisch zu machen. Kreative Idee, aber geschmacklich nicht überzeugend. Unschön war auch der Korkgeschmack im Roséwein. Der wurde zwar sofort ausgetauscht, aber ein Schlückchen vorher hätte das überflüssig gemacht. Perfekt hingegen ein Weißer aus Sizilien, ein Piano Maltese, der mir so gut schmeckte, dass ich ihn zum Dessert noch einmal getrunken habe, da ich nicht so ein großer Fan von süßem Asti bin.

Auch die Kleinigkeiten stimmten: Frische Brötchen mit Kräutern, Oliven und Peperoni und dazu ein fantastisches Olivenöl zum Dippen. Und unser Hinweis auf die fehlende zweite Flasche Wasser auf der Rechnung wurde mit zwei Limoncello aufs Haus belohnt. Molto Bene.

Fazit: Ein richtig guter Italiener – mitten in Mitte. Das Küchenniveau liegt deutlich über „à la Mamma“, die Preise aber auch. Für das, was man bekommt, ist es aber wirklich ok. Beim Lunch kommt man günstiger weg. Gehe wieder hin, ins Speisezimmer der Politik.

*Lecker essen in Mitte

** Ständige Vertretung (rheinische Schenke am Schiffbauerdamm)

*** Unter den Linden