Gänzlich privat hat es mich in den hohen Norden verschlagen. Ich war Essen in Tegel und als Zugereister sei allen ebenfalls Zugereusteb mit Heimatkunde geholfen: Tegel ist nicht nur (noch) ein Flughafen, sondern es gibt auch einen Stadtteil und da fliegen die Flieger nicht drüber - man kann also draußen sitzen und sich unterhalten. Tegel zeichnet sich kulinarisch eigentlich durch die Straße Alt-Tegel aus, die am Ende der U6 beginnt und am Hafen endet. Hier gibt es solche Dinge wie das "Hax'n-Haus", gefühlte 12 Pizzerien und eine Eisdielendichte die an die Spielhallendichte im Wedding heranreicht. Das alles ignoriere ich natürlich (obwohl der Inder auch ganz gut ist).
Ich war stattdessen zwei Straßen weiter im Restaurant "Vogelweide" und obwohl es deutsch klingt, ist es ein Franzose. Innen sehr gemütlich eingerichtet mit viel dunklem Holz und draußen eine nette Terrasse an einer ruhigen Nebenstraße. Auf den gefühlten ersten Sommertag seit drei Monaten haben wir mit einem Cremant d'Alsace angestoßen - gut gekühlt und mit 5,50 Euro fair kalkuliert. Die Karte ist übersichtlich, aber ausreichend, damit jeder etwas findet. Das Tagesmenue kostet 25 Euro und bietet zwei Vor- und zwei Hauptspeisen zur Auswahl, außerdem Käse oder Dessert. Ich habe mit einer schön pikanten Fischsuppe angefangen mit lecker Aioli für die Kollegen am nächsten Tag im Büro. Hat aber keiner was gesagt. Danach gab es ein Rumpsteak mit Pfifferlingen. Superzart, hätte aber ein bisschen mehr rosa sein können. Das gilt auch für den Hauswein. Ein Südfranzose, der von der Farbe und der Kräftigkeit auch einen winterlichen Kaminabend begleiten könnte. Bin danach auf den Weißwein umgestiegen, der passte besser zum Wetter. Meine Begleiterin hatte Fisch mit Hummersauce und Bandnudeln und außerdem habe ich ihr mein Dessert abgetreten. Pfirsich Melba mit Himbeersauce und einer Kugel Eis. Perfekt für einen warmen Sommerabend. Die Bedienung war freundlich und machte den Service unaufgeregt. So ist das ganze Restaurant. Die weißen Plastiktischdecken wurden mit einem blauen Set verschönert. Später kam noch ein hübsches Teelicht hinzu. Die Servietten waren aus Papier, aber schön gefaltet. Ziel ist nicht, irgendein Schicki-Publikum aus Mitte anzulocken. Die Vogelweide wirkt, als ob sie ihr lokales Stammpublikum habe.
Wer gut Essen will, ohne arm zu werden, aber keine absoluten Höhenflüge sucht, ist gut aufgehoben. Das Preisleistungsverhältnis ist gut. Ich selbst werde dafür nicht unbedingt extra nach Tegel fahren, aber wenn ich mal wieder in Tegel bin, werde ich hingehen. Und würde ich dort wohnen, wäre ich Stammkunde.
Fazit: Schulnote 2 und zusätzlich ein Sternchen für ein stimmiges Gesamtkonzept.
http://www.vogelweide.net/
Ich gehe gerne essen. Essen in Berlin. Und dabei erlebt man einiges. Darüber möchte ich berichten. Das wird eine Mischung aus lecker und günstig, darf aber auch mal ein bisschen edler sein. Viel Spaß bei meinen Berichten aus Mitte und - wie man im Nordwesten sagt - umzu (=drumherum). (Stichwörter für die Suchmaschine: Restaurantkritik, Restauranttest, Gourmetführer, Michelinstern, Restaurantblog, Test, Hunger)
Freitag, 26. August 2011
Dienstag, 16. August 2011
3 Gänge bei den gentrifizierten Schwestern
Lezten Samstag gab es einen Ausflug in das "neue" Kreuzberg. Der Weg führte uns in das Restaurant 3 Schwestern im Bethanienhaus. Hier zeigt sich mit aller Deutlichkeit, wie sich Kreuzberg ändert. Und eigentlich würde dieses Restaurant noch besser nach Kreuzberg 61 passen. Aber auch in SO 36 wird es gut angenommen - mit anderen Worten: Es war voll.
Im schlichten, aber nicht ungemütlichen Ambiente sitzt man an Holztischen und irgendwie hat das ganze noch den alten Charme - vor allem wenn man sich auf den langen Weg zu den Toiletten macht, die mehr Schulkloatmosphäre als Restautanttoilette haben. Aber insgesamt passt es zusammen. Eine runde Sache, wo man sich wohlfühlt. Mein Problem war aber mal wieder, dass ich den Eingang nicht gefunden habe, denn das ganze Bethaniengelände ist recht unübersichtlich.
Da ich aber etwas zum Essen sagen kann, habe ich die Tür dann doch noch gefunden. Die Küche ist österreichisch-international und es schmeckt. Bei uns gab es Schnitzel (vom Landschwein) mit Kartoffel-Gurkensalat und vegetarischen Auflauf. Beides war richtig gut, ganz besonders die Panade vom Schnitzel. Als Vorspeise gab es allerlei von der Tomate, wobei verschiedene Sorten (Coeur de boeuf, schwarze Tomaten) verschieden dargereicht wurden. Besonders interessant: Tomatensorbet. Richtig gut war auch die Kartoffelsuppe mit gebratenen Steinpilzen. Der Nachtisch fiel dagegen ab. Ein kleines Küchlein mit Schoko - genannt die beschwippste Nonne , weil mit Schnaps - war zwar ein kleiner und leckerer Abschluss (kostet keine drei Euro).Weniger überzeugen konnte hingegen die Crème Brûlée. Die war zwar riesig groß, aber knatschsüß, weil da überflüssig Mango reingeschüttet worden war. Außerdem fehlte der Kontrast zwischen warmer Kruste und kaltem Pudding. Das kann ich selbst besser.
Der Roséwein sollte dazu dienen, endlich das Feeling eine lauen Sommernacht zu kriegen. Hat funktioniert. Der Franzose war genauso, wie man sich einen leichten Rosé wünscht. Und er hat keine Kopfschmerzen gemacht. Gleiches gilt für den Service. Der war nett und freundlich, hätte manchmal ein wenig flinker sein können und ob er dafür verantwortlich war, dass der Strudel kam, als das Schnitzel schon aufgegessen hatte, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Ich werde wieder hingehen, denn das Preis-Leistungsverhältnis stimmt (Hauptgerichte um 15 Euro). Die Qualität passt in jeder Hinsicht. Für ein romantisches Dinner oder ein Geschäftsessen ist es weniger geeignet, aber für jeden anderen Zweck ist es der richtige Ort.
Fazit: Lecker Essen im neuen Kreuzberg. Ultra Linke-Kreuzberger würden die 3 Schwestern wahrscheinlich anzünden, wenn sie in einem BMW, Audi oder Benz sitzen würden.
Im schlichten, aber nicht ungemütlichen Ambiente sitzt man an Holztischen und irgendwie hat das ganze noch den alten Charme - vor allem wenn man sich auf den langen Weg zu den Toiletten macht, die mehr Schulkloatmosphäre als Restautanttoilette haben. Aber insgesamt passt es zusammen. Eine runde Sache, wo man sich wohlfühlt. Mein Problem war aber mal wieder, dass ich den Eingang nicht gefunden habe, denn das ganze Bethaniengelände ist recht unübersichtlich.
Da ich aber etwas zum Essen sagen kann, habe ich die Tür dann doch noch gefunden. Die Küche ist österreichisch-international und es schmeckt. Bei uns gab es Schnitzel (vom Landschwein) mit Kartoffel-Gurkensalat und vegetarischen Auflauf. Beides war richtig gut, ganz besonders die Panade vom Schnitzel. Als Vorspeise gab es allerlei von der Tomate, wobei verschiedene Sorten (Coeur de boeuf, schwarze Tomaten) verschieden dargereicht wurden. Besonders interessant: Tomatensorbet. Richtig gut war auch die Kartoffelsuppe mit gebratenen Steinpilzen. Der Nachtisch fiel dagegen ab. Ein kleines Küchlein mit Schoko - genannt die beschwippste Nonne , weil mit Schnaps - war zwar ein kleiner und leckerer Abschluss (kostet keine drei Euro).Weniger überzeugen konnte hingegen die Crème Brûlée. Die war zwar riesig groß, aber knatschsüß, weil da überflüssig Mango reingeschüttet worden war. Außerdem fehlte der Kontrast zwischen warmer Kruste und kaltem Pudding. Das kann ich selbst besser.
Der Roséwein sollte dazu dienen, endlich das Feeling eine lauen Sommernacht zu kriegen. Hat funktioniert. Der Franzose war genauso, wie man sich einen leichten Rosé wünscht. Und er hat keine Kopfschmerzen gemacht. Gleiches gilt für den Service. Der war nett und freundlich, hätte manchmal ein wenig flinker sein können und ob er dafür verantwortlich war, dass der Strudel kam, als das Schnitzel schon aufgegessen hatte, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Ich werde wieder hingehen, denn das Preis-Leistungsverhältnis stimmt (Hauptgerichte um 15 Euro). Die Qualität passt in jeder Hinsicht. Für ein romantisches Dinner oder ein Geschäftsessen ist es weniger geeignet, aber für jeden anderen Zweck ist es der richtige Ort.
Fazit: Lecker Essen im neuen Kreuzberg. Ultra Linke-Kreuzberger würden die 3 Schwestern wahrscheinlich anzünden, wenn sie in einem BMW, Audi oder Benz sitzen würden.
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