Sonntag, 20. Januar 2013

Vox Restaurant im Grand Hyatt: Augen auf beim Getränkekauf!



Schon wieder sind wir im Restaurant eines Hotels am Potsdamer Platz gelandet – Schuld war einmal mehr das Morgenpostmenü. Obwohl das Hyatt wie das Ritz Carlton eine amerikanische Kette ist, ist der Unterschied beträchtlich. Das Vox ist plüschfrei, stattdessen sitzt man gut in modernen Räumlichkeiten und kann dem Treiben in der offenen Küche zuschauen: faszinierend, wie wenig Lärm eine solch große Brigade macht. 

Beim Essen gilt: East meets West – Sushi und normale Gerichte ergänzen sich. Die Prinzessin ist Sushi-Expertin und war mit der Auswahl, mit der das Menü startete, sehr zufrieden. Gleiches gilt für mich, was aber vor allem am herrlichen Nahe-Riesling lag, den es dazu gab.
Die weiteren Gänge haben allesamt geschmeckt und überzeugten durch kreative Zusammenstellungen. Auch im Vox gab es Apfelschwein, diesmal Bauch mit Oktopus. Eine Sauce namens Escabeche wäre allerdings verzichtbar gewesen. Sie erinnerte ein wenig an das würzige Ajwar. Als Brotaufstrich ohne Oktopus und Schwein war es in Ordnung. Es folgten Perlhuhnessenz mit Trüffeleicreme-Crostini und geschmorte Kalbsschulter. Die wurde mit Gemüse serviert und ich war mir sicher, dass es sich um Grünkohl handelt, der auf der Karte zu „Palmkohl“ veredelt wurde. Eine kurze Rückfrage in der Küche ergab aber, dass es sich um eine eigene Sorte handelt. Die Verwandtschaft zur „ostfriesischen Palme“, wie der Grünkohl liebevoll gekosenamt wird, ist aber unüberschmeckbar. Hervorragend der Nachtisch, wo Tomatentapioka (kleine Stärkekügelchen) auf karamellisierten Haferflocken und Basilikumeis treffen. Der dazu gereichte Chardonnay war allerdings eine Spur zu trocken zum Dessert. Insgesamt ein tolles Menü, lecker und ausreichend viel, um satt zu werden. Wenn dazu noch ein Gruß aus der Küche gereicht wird (Parmesansüppchen), ist man rundum zufrieden. 

East meets West gilt auch beim Service. Wir wurden sehr nett von einer Halbthailänderin bedient. Diese Tatsache ist uns bekannt, weil der Nachbartisch sehr detailliert den Migrationshintergrund der Frau Schneider (Papa ist deutsch) abgefragt hat, die von weiteren kompetenten Kollegen unterstützt wurde. Lediglich das Timing zwischen Essen und Wein bedarf einer leichten Verbesserung, denn das Essen war immer zuerst da und der Wein folgte unmittelbar. 

Die Getränkepreise mahnen zur Vorsicht: Die Flasche Wasser (0,7 l) steht mit 11 Euro auf der Rechnung. Das kann man besser in den Riesling Sekt (Edition x Breuer) investieren, der für 8 Euro fast schon ein Schnäppchen ist. Die Prinzessin regte die Verdauung mit Schorle aus frisch gepresstem Apfelsaft an (0,4 l für sieben Euro), ich habe zur Erreichung desselben Zwecks konservativ einen Grappa bestellt – mit dem Hinweis, dass es nichts Edles sein muss. Der Grappa kam, schmeckte gut und stand mit über 20 Euro auf der Rechnung. Das fand ich dann doch etwas teuer, zumal das Grappaglas angestoßen war und zwar schon längere Zeit, denn es hatte sich schon ein dicker Kalkstreifen gebildet. Ich habe angemerkt, dass beim dieser Rechnungsposition das Preis-Leistungsverhältnis verbesserungsbedüftig sei. Ich hatte das kaum ausgesprochen, da hatte sich Frau Schneider die Rechnung geschnappt und den Grappa runtergenommen. Sehr professionell. 

Fazit: Kreativ, modern, international und lecker. Wer gehoben am Potsdamer Platz speisen möchte, ist im Vox genau richtig.


 

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