Schon wieder sind wir im Restaurant eines Hotels am
Potsdamer Platz gelandet – Schuld war einmal mehr das Morgenpostmenü. Obwohl
das Hyatt wie das Ritz Carlton eine amerikanische Kette ist, ist der
Unterschied beträchtlich. Das Vox ist plüschfrei, stattdessen sitzt man gut in
modernen Räumlichkeiten und kann dem Treiben in der offenen Küche zuschauen:
faszinierend, wie wenig Lärm eine solch große Brigade macht.
Beim Essen gilt:
East meets West – Sushi und normale Gerichte ergänzen sich. Die Prinzessin ist
Sushi-Expertin und war mit der Auswahl, mit der das Menü startete, sehr
zufrieden. Gleiches gilt für mich, was aber vor allem am herrlichen
Nahe-Riesling lag, den es dazu gab.
Die weiteren Gänge haben allesamt geschmeckt und überzeugten
durch kreative Zusammenstellungen. Auch im Vox gab es Apfelschwein, diesmal
Bauch mit Oktopus. Eine Sauce namens Escabeche wäre allerdings verzichtbar
gewesen. Sie erinnerte ein wenig an das würzige Ajwar. Als Brotaufstrich ohne
Oktopus und Schwein war es in Ordnung. Es folgten Perlhuhnessenz mit
Trüffeleicreme-Crostini und geschmorte Kalbsschulter. Die wurde mit Gemüse
serviert und ich war mir sicher, dass es sich um Grünkohl handelt, der auf der
Karte zu „Palmkohl“ veredelt wurde. Eine kurze Rückfrage in der Küche ergab
aber, dass es sich um eine eigene Sorte handelt. Die Verwandtschaft zur „ostfriesischen
Palme“, wie der Grünkohl liebevoll gekosenamt wird, ist aber unüberschmeckbar.
Hervorragend der Nachtisch, wo Tomatentapioka (kleine Stärkekügelchen) auf karamellisierten
Haferflocken und Basilikumeis treffen. Der dazu gereichte Chardonnay war
allerdings eine Spur zu trocken zum Dessert. Insgesamt ein tolles Menü, lecker
und ausreichend viel, um satt zu werden. Wenn dazu noch ein Gruß aus der Küche
gereicht wird (Parmesansüppchen), ist man rundum zufrieden.
East meets West gilt auch beim Service. Wir wurden sehr nett
von einer Halbthailänderin bedient. Diese Tatsache ist uns bekannt, weil der
Nachbartisch sehr detailliert den Migrationshintergrund der Frau Schneider
(Papa ist deutsch) abgefragt hat, die von weiteren kompetenten Kollegen
unterstützt wurde. Lediglich das Timing zwischen Essen und Wein bedarf einer
leichten Verbesserung, denn das Essen war immer zuerst da und der Wein folgte
unmittelbar.
Die Getränkepreise mahnen zur Vorsicht: Die Flasche Wasser
(0,7 l) steht mit 11 Euro auf der Rechnung. Das kann man besser in den Riesling
Sekt (Edition x Breuer) investieren, der für 8 Euro fast schon ein Schnäppchen
ist. Die Prinzessin regte die Verdauung mit Schorle aus frisch gepresstem
Apfelsaft an (0,4 l für sieben Euro), ich habe zur Erreichung desselben Zwecks konservativ
einen Grappa bestellt – mit dem Hinweis, dass es nichts Edles sein muss. Der
Grappa kam, schmeckte gut und stand mit über 20 Euro auf der Rechnung. Das fand
ich dann doch etwas teuer, zumal das Grappaglas angestoßen war und zwar schon
längere Zeit, denn es hatte sich schon ein dicker Kalkstreifen gebildet. Ich habe
angemerkt, dass beim dieser Rechnungsposition das Preis-Leistungsverhältnis
verbesserungsbedüftig sei. Ich hatte das kaum ausgesprochen, da hatte sich Frau
Schneider die Rechnung geschnappt und den Grappa runtergenommen. Sehr professionell.
Fazit: Kreativ,
modern, international und lecker. Wer gehoben am Potsdamer Platz speisen
möchte, ist im Vox genau richtig.
Im Netz unter http://www.vox-restaurant.de/
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