Der Italiener am Winterfeldtplatz behauptet auf seiner Visitenkarte, dass er mit dem Gastronomie-Award (welcher?) zum „besten Italiener Berlins“ ausgezeichnet sei. Die Karte habe ich aber erst beim Bezahlen erhalten. Deshalb wurden auch keine überzogenen Erwartungen enttäuscht. Im Boccacelli ist man richtig aufgehoben, wenn man eine gehobene Pizzeria sucht, in der es nicht nur schmeckt, sondern in der man auch satt wird. Zur Begrüßung gibt es Oliven (Achtung, scharf!) und frisches Brot. Als Vorspeise hatte ich gegrilltes Gemüse bestellt. Die kleine Portion für 7 Euro erwies sich ausreichend für mindestens zwei. Sie schmeckte wie gegrilltes Gemüse so schmeckt.
Die Pizza hat die Größe eines Wagenrads. Meine war jedoch geklappt. Woanders heißt das „Calzone“, dort „Pavarotti“. Und sie hat geschmeckt. Die zehn Euro waren absolut angemessen. Meine beiden Begleiter wollten keine profane Pizza, sondern haben sich Risotto und Nudeln gegönnt. Die Nudeln mit Steinpilzen und Trüffel standen auf der Abendkarte (18,50 Euro) und waren mit einer dicken Scheibe Parmesan unterlegt. Sie riefen das Entzücken ihres Essers hervor. Die ganz große Show gab es beim Risotto. In einem ausgehöhlten Parmesanlaib hat unser extrem redseliger, aber aufmerksamer Kellner mit viel Liebe Späne abgehobelt. Darin wurde dann das Risotto flambiert und anschließend am Tisch mit Trüffel überhobelt. Schon das Zugucken wäre 18,50 Euro wert gewesen. Leider kam der Trüffelgeschmack nicht nur aus den Trüffeln, sondern aus einer Sauce, die ordentlich mit vermutlich trüffelfreiem Trüffelöl gepimpt war. Also lieber Pizza statt Trüffel essen.
Der Liter Wasser steht mit 6 Euro auf der Karte, und für den Hauswein zahlt man 7,50 Euro für einen halben Liter. Der schmeckt, wie Hauswein schmecken muss, weshalb der Preis sehr in Ordnung ist. Beim nächsten Mal werde ich aber wohl Bier trinken, damit ich öfter die Toilette aufsuchen kann. Das Männerurinal ist nämlich etwas ganz besonderes: Man kennt ja die Fliegen, die auf die Keramik gezeichnet sind oder das Tor, in das mittels Wasserdruck ein kleiner Ball befördert werden muss (Für die Mädels http://www.reinigungsberater.de/pissgoal_fussballtor_urinalsieb,p-PISSGOAL.html). Im Boaccacelli findet sich hingegen eine schwarze Weinflasche. Und wenn man sie anwärmt, kommt das Etikett zum Vorschein. Ein großer Spielspaß!
Zurück zum Tisch: In den gemütlichen Räumlichkeiten mit viel Holz und zahlreichen Weinflaschen als Deko kann man durchaus versacken. Entschließt man sich dann doch zu gehen, gibt es einen guten Grappa aufs Haus. Da komme ich gerne wieder.
Fazit: Eine Pizzeria wie sie im Buche steht mit fairen Preisen und einem sehr gemütlichen Ambiente. Aber nicht der beste Italiener der Stadt.
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