Samstag, 18. Februar 2012

La Raclette: Gemütlich mit Promi-Zuschlag

Es war ja gerade mal wieder Dschungel- Camp. Natürlich gucke ich das nicht, aber ich war trotzdem informiert, weil ich einen google—ticker laufen habe. Stichwort ist „textil“. Und das Wort „Textil-Allergie“ wurde bei der Berichterstattung zur letzten Folge doch recht häufig verwendet. Bei einer der x-vorherigen Versionen hat ein gewisser Peer Kusmagk gewonnen. Und der betreibt das französische Restaurant, das ich an einem der kalten Wintertage besucht hatte. Es liegt tief in Kreuzberg 36, wo die Touridichte noch erträglich ist und wahrscheinlich hätte es schon wieder geschlossen, wenn eben nicht dieser Herr Kusmagk der Inhaber wäre.  Meine (diesmal von sonst abweichende) Begleiterin findet den übrigens toll.

Eigentlich ist das Restaurant wie geschaffen für einen Winterabend.  Man sitzt in einem gemütlichen Raum mit Kamin an dunklen Holztischen und es läuft eine perfekte Auswahl französischer Musik. Aber – ich erwähnte es – es war kalt draußen. Und drinnen auch. Trotz Kamin. Das machte aber die Essensauswahl leichter. Zunächst aber fing ich an, von innen zu wärmen und habe mit dem roten Hauswein angefangen. Ein typischer Bistrowein und gut zu trinken, obwohl ich skeptisch war, denn auf der Flasche stand „abgefüllt in Deutschland“. 0,2 Liter kosten 5 Euro. Als Vorspeise habe ich mir eine französische Zwiebelsuppe gegönnt. Die war warm, was in diesem Moment ein wichtiger Pluspunkt war. Aber der Rotwein zeigt schon seine Wirkung, so dass ich auch auf den Geschmack achten konnte. Und der überzeugte nicht. Irgendwie unangenehm süßlich. Die Karte enthielt eine überschaubare, aber ausreichende Anzahl an Gerichten. Und die Kalkulation war eher promifreundlich. Wir haben beide das Raclette genommen und das war Erlebisgastronomie.  Es hatte mit dem Elektroraclette, wie man es von Mama und Papa zu Hause kennt, nichts zu tun. Wir bekamen einen kleinen Ofen mit Holzkohle . Auf einem Schieber war ein ordentliches Stück Raclettekäse montiert. Rückt man es an die Holzkohle, fängt er an zu schmelzen und man kann dann den Käse mit einem Messer abziehen. Dazu gab es einen für jeden einen Teller mit Gemüse, Fleisch und Garnelen. Diese Dinge kann man oben auf den Holzkohlenoffen legen und dort grillen. Das macht Spaß und ist sehr lecker. Die nette Servicekraft hat angeboten, noch Grillgut nachzubringen, so dass wir am Ende gut gesättigt waren. Der Wareneinsatz und der Aufwand der Küche sind indes überschaubar und so sind 25 Euro pro Person schon ein stolzer Preis für das Raclette. Erfreulich war, dass der Ofen auch nach dem Essen noch stehen blieb. So war es wenigstens nur an den Füßen kalt.

Fazit: Raclette im La Raclette ist ein Erlebnis, aber kein Schnäppchen. Davon abgesehen muss ich da nicht unbedingt noch einmal zum Essen hin. Für ein gemütliches Glas Wein aber durchaus zu empfehlen. Und für Fans vom Dschungelkönig.

Sonntag, 12. Februar 2012

Sage Restaurant – für den lieben Besuch aus München

Der Preussen-Prinz hatte seine Hochzeit (oder war es die Verlobung?) dort gefeiert und das hatte meine bessere Hälfte dazu bewogen, mich ins Sage Restaurant auszuführen. Es liegt – wie der gleichnamige Club -  an der Köpenicker Str. Dazwischen ist aber ein Kilometer Entfernung und außerdem die Bezirksgrenze zwischen Mitte und Kreuzberg. Der Prinz hat einen Ort ausgewählt, wie er typischer für das neue Berlin nicht sein kann. Eine alte Fabrikhalle mit auch von innen sichtbaren Ziegelsteinen wurde stylisch hergerichtet. Es gibt Monitore, auf denen eine Installation läuft und in Glasbehältern liegen Hunderte von Weingläsern, die den Gast am Eingang erwarten. Die Toiletten sind komplett schwarz mit gedämpfter farbiger Beleuchtung und eigentümIicher Hörspieluntermalung. Sehr stylisch, aber keinesfalls ungemütlich. Im Sommer gibt es Außengastronomie an der Spree. Die Zielgruppe ist schwer zu definieren. Es gibt große Tische, die sich wohl an (Reise)Gruppen richten, es gibt kleinere Tische ohne weiße Decke und es gibt Tische, die richtig eingedeckt sind. Einen solchen hatten wir. Der Blick auf die Karte hält ebenso eine Bandbreite bereit. Es gibt die Italo-Ecke mit Pizza und Pasta, aber auch Austern und Hauptgerichte in der 25 Euro-Liga.  Wir haben uns jeder für ein 4-gängiges Überraschungsmenü entschieden, das mit je 42 Euro auf der Rechnung steht. Die Weinbegleitung dazu lag bei 26 Euro. Dafür gab es anständiges Essen, aber nichts, was einen wirklich übermäßig ins Schwärmen bringt. Es ging mit einem krossen Stück Fisch (Zander, meine ich) mit leckerem Paprikagemüse los. Es folgte eine Maronensuppe und dann zum Hauptgang Rinderbraten (leider zäh) und ein Stück Rinderfilet. Der Nachtisch war ein heißer Schokoladenkuchen – sehr lecker und das sehen andere auch so: Unsere Bedienung erzählte uns, dass sie immer hofft, dass er in der Küche misslingt, damit das Personal auch etwas abbekommt. Dazu wurde ein Sorbet gereicht. Die Weine passten gut und deckten Deutschland, Österreich und am Ende Frankreich ab. Von dort kam der Dessertwein – ein frischer Jurançon. Der Service war freundlich, aber leider kam der Wein bei zwei Gängen erst nach dem Essen an den Tisch.

Insgesamt überzeugt das Sage Restaurant mehr durch sein Ambiente als durch seine Küche. Beim nächsten Mal würde ich mich wohl an einen der Tische ohne Tischdecke setzen und etwas von der Italokarte nehmen. Ein idealer Ort, um Berlinbesuchern das moderne Berlin zu zeigen. Das hat der Prinz sich vermutlich auch gedacht. Der Münchener wird sich im stylischen Ambiente sicher wohlfühlen. Gleichzeitig kann er sich abgrenzen, weil man in München nicht in unverputzten Ziegelsteingemäuern sitzt (vermute ich mal so).
Fazit: Ein Stern fürs Ambiente und eine kleine Kochmütze für den Rest.